World of Northdeer
Es war der Geruch verbrennenden Wachs und das Flackern der kleinen Kerzenflamme, welche ihn zur Ruhe kommen ließ und seine Aufregung vergessen, welche seine Meditation störte.
Konzentrier dich..
mahnte er sich selbst, doch es war nicht so einfach wie sonst immer. Etwas störte das empfindliche Gleichgewicht dieser Welt und brachte in alle Ecken des Landes Unheil. Langsam beruhigte sich sein Herz, welches wie donnergrollen in seiner Brust pochte und sein Atem ging gleichmäßig.
Die Kerzenflamme wuchs und füllte, in wild wechselnden Farben, sein Blickfeld aus. Sie züngelte nach Royd und hüllte ihn in sich ein wie in eine warme Decke, doch verbrannte sie ihn nicht.Es war nur ein kurzer Augenblick in dem seine Sicht verschwamm und sich wieder aufklarte. Bilder erschienen vor seinen Augen. Vergangene Bilder.
Was ist das?
Er sah ein baumartigen Golem, durchbohrt von einer knöcherner Klinge, welche von einem üblen Schrecken geführt wurde. Ein Licht.. eine Explosion, welche die Bergspitze auslöschte und das eigenartige Wesen davonschleuderte, doch bevor dies geschah flüsterte der Schrecken dem Golem irgendetwas zu und löste sich dabei in Rauch und Schatten auf. Was konnte solch einen Zauber wirken, um derartiges zu vollbringen? Er sah es nicht..
Das Bild verschwamm und präsentierte sich in anderen Landen wieder. Ein Dorf. Ein brennendes Dorf an einem Fluss, welches von Untoten Horden überrannt wurden und wer schnell genug war tat gut daran zu fliehen. Eine junge Frau, welche unbeholfen einen Flechtkorb trug in dem ein kleines Kind zu liegen schien, rannte am Ufer entlang. Sie sah sich immer wieder hektisch nach ihren Verfolgern um, welche ihr nach dem Leben trachteten.
Ein morscher, rostiger Pfeil bohrte sich in ihren Rücken und brachte sie zu fall. Blut spuckend schob die Frau den Korb ins Wasser. Er wurde von der Strömung sofort mitgezogen. Sie sagte etwas. Royd versuchte ihre Lippen zu lesen.
Es tut mir leid Archy...? War es das?
Für Royd war es belanglos, doch der Name brannte sich stechend in seine Gedanken ein.
Wieder änderte sich das Bild und vor seinen Augen bildete sich eine die Burg eines stolzen Ritterordens. Jemand stand in einem Wachturm und läutete wie wild eine Alarmglocke. Bogenschützen und Ritter stürmten halb gerüstet auf die Mauern , während Knappen ihnen folgten und Teile ihrer Ausrüstung trugen. Abermals sah Royd Untote Monster, doch waren es nicht Horden, es war ein Heer, welches die Burg belagerte. Befehle wurden gebrüllt und Katapulte schleuderten brennende Pechkrüge und Steine den Massen entgegen, doch für jedes Monster, welche fiel, nahmen andere seinen Platz ein. Ein junge, er war höchstens sieben Jahre alt, schleifte ein zu großes Schwert hinter sich her und übergab es schnaufend einem der Ritter. Royd konnte hören wie der Ritter den jungen anbrüllte.
“Verschwinde Atares, du kannst hier nichts ausrichten!”
Der junge wollte nicht gehorchen, was den Ritter dazu veranlasste ihn grob zu Boden zu stoßen. Er brüllte den jungen erneut an und deutete auf ein Luftschiff, welches an einem hohen Turm festgemacht war. Wiederwillig lief der Junge davon.
Wo kommen die Untoten überall her? Atares. Abermals brannte sich ein Name schmerzhaft in seinen Kopf ein.
Ein Schwindelgefühl überkam ihn, als sich das Bild abermals änderte und ihm eine Schar vogelähnlicher Wesen zeigte, welche sich mit gekrümmten Klingen und Krallen an den Füssen auf eine Gruppe Untoter stürzte.
Wieder Untote?
Sie zerfetzten die Monster in Windeseile und setzten sich dann wieder ab, bevor andere Gruppen darauf reagieren konnten. Es faszinierte Royd wie sich die Vögel dabei bewegten. Ihr gang glich denen der Menschen und ihre Größe stand diesen in nichts nach, doch waren sie flink wie Wiesel und elegant wie Elfen. Eines dieser Wesen stach dabei heraus und weckte sein Interesse. Anders als die anderen besaß sie weder Schmuck noch sonstige Zierde. Es schien ihr unnötig vorzukommen. Sie war ein Stück kleiner als die anderen, was Royd zu der Annahme führte, dass sie recht jung war, doch er konnte sich nicht sicher sein. Er kannte dieses Volk nicht. Die größeren stießen sie neckisch an und lachten, dabei fiel immer wieder ein Name.
Womi...
Erneut stach es in seinem Kopf und das Bild erlosch.
Er fiel nach vorne und übergab sich heftig hustend. Jemand stand vor ihm und sah besorgt auf ihn herab.
“Was habt ihr gesehen Meister?”
Royd wischte sich den Mund an seinem Ärmel ab.
“Die Untoten erheben sich und schänden diese Welt.. Ein großes Übel hat sie geweckt..”
Er stand auf und verließ den Raum, dicht gefolgt von Neuankömmling. Fremde Namen gingen ihm durch den Kopf. Namen zu Leuten, welche ihm gleichgültig sein könnten, doch irgendwas ließ ihn dabei zögern.
“Es gibt etwas, was du für mich tun musst Moco...”