Ich verlor alles, als man meine Familie und mich verriet, unsere
Ländereien, unseren Grundbesitz, unser Gold, unsere Freunde und
engste Vertraute und vor allem unsere Würde und den rechtmäßigen
Anspruch an den Thron. Wir erhofften uns Frieden und Harmonie. Wir
erhofften uns einer Oase gnädiger Ruhe und einträchtigen
Zusammenlebens, bis zu dem Tag, als Machthungrige Neider unser Glück
und unseren Wohlstand störten. Man hat uns betrogen, man hat uns
hintergangen. Diejenigen von uns, die sie nicht bekamen, ließen sie
wie räudige Hunde jagen und totschlagen. Schließlich war eine Frage
der Zeit, bis sie uns alle bekamen… nur nicht mich! Warum? Warum
war ich von all den Orten, über die ich hätte stolpern können,
hierher gekommen? War es Schicksal? Nein, ich glaube nicht an das
Schicksal. Unsere Zukunft ist das, was wir daraus machen. Aber
vielleicht hat das Universum etwas im Sinn… Ich bin Lares von Nord
und dies ist meine Geschichte.
Ich, Lares von Nord,
einziger Sohn des Grafen Gauldoth von Nord wurde in Rhodenstein
geboren, in einer Welt, die nur wenigen bekannt ist, aber welche für
gewöhnliche Sterbliche nicht erwähnenswert ist. Diese Welt wurde
dominiert von Vampir-Clans, wovon viele Kartelle reicher Familien
darstellten. Menschen hatten nur wenig Rechte und der Großteil von
ihnen wurde unterworfen und zur Sklaverei verdammt. Es war zu einer
Zeit, als die Vampir-Ältesten noch regierten. Einer aus jedem Clan
gewählt, um für den Clan zu sprechen, regierten sie viele
Jahrtausende friedlich zusammen, bis sie sich dazu entschlossen, ihr
ewiges Dasein einzustellen und legten sich in ihren Krypten zur
ewigen Ruhe nieder, um Platz für neue Nachfolger zu schaffen. Doch
mit der Zeit zerbrach das Zusammenleben und es gab zwischen den Clans
viele blutige Konflikte, die über mehrere Jahrhunderte andauerten.
Jeder Clan war besessen darauf die Macht an sich zu reißen, um alle
anderen Clans zu unterwerfen, um selbst zu herrschen. Von den
heutigen Clans sind nur noch sieben verschiedene Vampir-Spezies übrig
geblieben und ihre Anzahl wurde dezimiert. Als die Menschen dieser
Welt dies eines Tages erkannten und in deutlicher Überzahl waren,
fingen an zu tausenden zu rebellieren und schließlich Jagd auf
Vampire zu machen, was dazu führte, dass die Sterberate deutlich
anwuchs und die verbliebenen sich schließlich in den Untergrund
zurückzogen. Als Schlussendlich nichts mehr wert war, noch darum zu
kämpfen, schlossen die Kartelle und Adelshäuser neue Bündnisse und
Handelsabkommen und vereinten sich zu einer Gemeinschaft. Frieden und
Wohlstand hielten alsbald wieder eins unter den Adelshäusern, doch
war es mehr eine Zweckgemeinschaft, die Menschen wieder unter
Kontrolle zu bringen, was ihnen letztlich gelang.
Schließlich
entstand unter den verbliebenen Clans ein neuer Pakt. In dem Erlass
hieß es, dass jeder Clan ein halbes Jahrhundert lang im Wechsel das
Zepter führen sollte, sodass es jedoch zum Wohlstand aller diente,
niemand bevorzugt, aber auch niemand benachteiligt wurde. Diese
Aufgeben wurden Pflichtbewusst und zur Zufriedenheit ausgeführt, bis
zu diesem Tag, als die Nosferatu regieren sollten.
Nun kam ich, Lares
von Nord ins Spiel. Meine Herkunft, oder die Zuordnung zu einem Clan
ist nicht ganz so einfach, wie es scheint… denn ich bin nicht
reinrassig… oder vielleicht doch? Nun, ich bin als Vampir geboren,
aber gehörte zu den Bastarden, welche durch Kreuzungen verschiedener
Spezies entstanden. Bastarde wurden zur damaligen Zeit von den Clans
traditionell getötet, oder verbannt, wobei letzteres früher oder
später auch zum Tode führen würde, da ein Vampir auf seine
Gemeinschaft angewiesen ist. Doch was bin ich? Mein Vater, ein
angesehener Graf war ein Nosferatu. Nun, wenn es darum ginge, einen
Mensch mit seinem Charm verführen zu wollen, werden wir keinen
Erfolg haben. Sie sind... hässlich, schattenhaft, aber die
mächtigsten unserer Art. Selbst in einer Welt voller Monster würde
man uns vom äußeren Schein als grässlich und abstoßend
bezeichnen. Der Kuss verzerrt und deformiert unsere körperlichen
Merkmale und zwingt sie dazu, dass wir unser Heil im Untergrund
suchen müssen, da wir uns als Menschen nie ausgeben könnten. Doch
da wir sehr lange unser Untergründe mit Ungeziefer teilten, sind wir
durch Rattenbrut gut genährt und verschmähen oft das Blut von
Menschen, weshalb diese uns weniger fürchten als die
anderen Clans. Doch nun zum anderen Teil, denn meine Mutter war eine
Toreador. Würde man sie mit einem Nosfertu vergleichen… nun, das
wäre ein Unterschied wie Tag und Nacht, denn diese sind anmutig und
verführerich und vor allem am stärksten mit der sterblichen Welt
verbunden, sowohl von der äußeren Schönheit, als auch die Kunst
und Unterhaltung, die sie mit den Menschen teilen. Vor allem ihre
Empathie ist zugleich Geschenk und Fluch.
Doch was wurde aus
einem Hybrid wie mir? Sagen wir es so: Ich habe die Kraft meines
Vaters und die Schönheit meiner Mutter geerbt. Die Liebe zu meinen
Eltern bewahrte mich damals vor 200 Jahren, verstoßen zu werden und
zogen mich auf, bis meiner Mutter in einen tieferen Konflikt zwischen
den Clans getötet wurde, seitdem ziehe mit mit den Nosferatus durch
die Gegend, doch um zum eigentlichen Geschehen zurückzukommen… Man
könnte die Konflikte, die zwischen uns wüteten, einen Erbfolgekrieg
nennen. Durch die neuen Gesetze und den Erlass, sollten wir nach 50
Jahren den Gangrel-Clan ablösen. Ihr Baron hatte nun gewissenhaft
die Aufgaben ausgeführt. Nun sollte mein Vater, Gauldoth von Nord
für die nächsten weiteren 50 Jahre diese Pflicht übernehmen. Mir
war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass ein Bastard niemals
die Clans regieren könnte. Ich dachte damals, ich würde von vielen
wegen meiner Herkunft akzeptiert… doch gerade dem Hochadel war ich
ein Dorn im Auge, gerade bei dem Venture-Clan, welcher in früheren
Zeiten schon immer Machthungrig war und sich für was bessere hielt.
Was wäre, wenn mein Vater nicht wäre? Sie würden es nie dulden,
von einer Kreuzung wie mir regiert zu werden. Ich habe nicht mit
ihrer Hinterhältigkeit gerechnet, denn sie haben meinen Vater
benutzt, um mich zu kriegen.
Eines Abends, der
Mond stand hoch am Sternenhimmel. Ich erwachte gerade aus meinem
Sarg, stand auf und suchte in der Krypta ein ein paar Ratten. Ich war
in dieser Nacht ein wenig unterernährt. Die vier Ratten, die meinen
Weg kreuzten waren nicht genug, obwohl ich schon seit einiger Zeit
durch Tierblut leicht zu sättigen bin und ich brauche nicht viel.
Ich verließ den Untergrund und ging auf den Friedhof unseres Clans.
Jeder Clan hatte seinen eignen. Als ich so im Mondschein spazierte,
an einigen Särgen und Kreuzen vorbeilief, sah ich einige Mitglieder
des Venture Clans, wie sie auf der Friedhofsmauer saßen und in die
Sterne schauten. Ich dachte mir nichts großartiges dabei. Zwar waren
unsere Clans in der Vergangenheit nicht immer harmonisch im Einklang,
aber ich begrüßte sie. Es waren Bekannte, auch nur etwa 200 Jahre
alt, so wie ich. Sie sagten mir, es hätte heute Abend einen
Zwischenfall in der Burg gegeben. Rhodenstein diente als Residenz und
Zufluchtsort für alle Clans. Angeblich soll mein Vater verraten
worden sein. Sie sagten, sie haben vom Hörensagen erfahren, dass
sich die Clans gegen ihn verschwören würden. Nur fragte ich mich,
weshalb. Seit einigen Jahrhunderten lebten wir durch den neuen Erlass
wieder in Frieden. Ich wollte dem auf den Grund gehen und versuchte
die beiden Ventures ein wenig mit Fragerei zu löchern. Schließlich
hat es sich mit dem bestätigt, was vor der Nosfertu-Clan seit vielen
Jahrhunderten plante. Die Menschen nicht länger zu Sklaven zu machen
und ihnen die Freiheit schenken, da wir dies schon immer befürwortet
haben. Anscheinend haben sich angebliche Verbündete von ihm hinter
seinem Rücken pessimistich darüber geäußert. Ich wollte der Sache
auf den Grund gehen, denn mein Vater müsste zu dieser Zeit noch in
der Burg im Audienzsaal anzutreffen sein.
Halb hungrig lief
ich schließlich zur Burg. Die beiden Venture begleiteten mich.
Rhodenstein, welche so wie viele Burgen, auf den Höhen sitzt, waren
für uns Vampire leicht zu erreichen. Für einen Mensch wäre es wohl
ein anstrengender Weg, aber wer besitzt mehr Ausdauer als ein
Untoter? Wir eilten hin. Zu unserer Verwunderung waren an den Toren
keine Wachen, auch die Korridore, durch welche wir liefen, waren leer
und nur ein schwacher Fackelschein. Auch waren keine Bediensteten zu
sehen. Als wir den Audienzsaal betraten, war alles leer. Kein Vampir,
keine Menschen, keine Spielleute, kein Nichts. Nur der Mond leuchtete
durch die gläsernen, antiken Fenster. Wir durchsuchten den großen
Raum, aber waren ratlos. Als wir näher in Richtung Thron gingen,
erblickten wir unzählige Körper ermordeter Nosferatu Mitglieder.
Ich bekam einen gewaltigen Schreck. Schließlich erblickte ich die
Körper viele Leute, die ich kannte. Sie bewegten sich sich. Einige
von ihnen waren sogar enthauptet. Das sie eigentlich noch so da
lagen, verwunderte mich, denn die Ermordung dürfte noch nicht lange
her sein, da die unserigeren Aschehäufchen sein müssten, da ein
Vampir normal weniger Minuten nach seinem endgültigen Tod einfach zu
Staub zerfällt. Auch erblickte ich über dem Thron liegend meinen
Vater, welchem einen Pflock durchs Herz gebohrt wurde. Ich ging zu
ihm, stellte ihn aufrecht und rüttelte ihn. Er durfte nicht tot sein
und vor allem fragte ich mich, wen hat es zu solch Bloßer Tat
bewegt? Nicht nur das, auch lagen leblose Körper der Malkavians im
Saal. Dieser Clan pflegte und vertrat sich schon immer die Ansichten
der Nosfertu. Auch hörte ich jemanden weinen. Weiter hinten am
anderen Ausgang erblickte ich Seras, eine Malkaviran, wie sich ihre
Angehörigen betrauerte. Sie war ebenfalls wie ich erst 200 Jahre
jung. Ihr langes, pechschwarzes Haar bedeckte ihr Gesicht und sie
schluchzte laut. Als ich sie fragte, was sich hier ereignet hat,
antwortet sie mir, dass sie von einer Verschwörung gehört habe, bei
der einige hochraninige Mitglieder ihres Clans betroffen wären. Ich
half ihr auf. Sie fing an mich umschlungen zu umarmen. Ich weiß
nicht, ob es Erleichterung war, da wir als Kinder schon enge Freunde
waren, oder ob sie in diesem Augenblick jemanden zum Trost brauchte,
um die Verluste ihrer Clanmitglieder besser verarbeiten zu können.
Seras und ich pflegten mehr als nur eine platonische Beziehung, denn
es war mir nie gestattet, einen reinen Vampir zur Gattin zu haben,
aber uns waren die Gesetze damals schon gleichgültig.
Plötzlich hörte
ich hinter mir schleifendes Geräusch von Stahl, als würde jemand
mit gezogenen Waffen vor mir stehen. Schließlich standen beiden
Venture Mitglieder mit gezogenen Schwertern vor mir. Daraufhin
stürmten noch mehr Vampire in den Saal. Sie umzingelten mich. Das
gesamte Kartell der Venture schien anwesend zu sein. Auch erschienen
Hochranige Mitglieder, sogar der Herzog Malachi. Vielleicht dachten
sie, sich würde mich durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit
einschüchtern, doch in diesem Moment war ich eine Mischung aus Wut,
Rache und Verzweiflung, denn ich wusste, dass die Venutre schon immer
auf unser herabgesehen haben und es in meinen Augen keinen Zweifel
gab, dass sie hinter diesen feigen Morden steckten. Schließlich
sagten sie mir, was sie vor hatten. Sie wollten ihre feigen und
sinllosen Morde mir, einem Bastard, der keinen Clan angehört,
anhängen. Malachi traft hervor und ordnete seinen Wachen an, Seras
und mich in Ketten zu legen. Bevor sie mich ergriffen, erschlug in
meinem Rausch mehrere von ihnen, doch schließlich konnte ich auch
der Überzahl nicht mehr viel entgegensetzen. Schließlich wurde ich
von mehreren Klingen durchbohrt. Ich spürte keinen Schmerz… auch
nicht, als eine mein Herz traf. Bevor ich abgeführt wurde, stieß
mir Malachi einen Dolch in den Kopf. Ich zog ihn raus, aber aus
irgendeinen Grund konnte er mir nichts anhaben.
Wir wurden abgeführt
und in den Kerker geworfen. Wir landeten in einem Turmverlies.
Zusammengekauert lagen wir dicht umschlungen in Ketten. Der Mond
leuchtete durchs Fenster. Seras war so traurig, dass sie mich weder
ansah, noch mit mir redete. Sie neigte den Kopf nach unten und ihre
sanften Finger spielten mit meinen Haaren. Niemand weiß, was uns
erwartete. Die Nacht kam uns wie eine Ewigkeit vor und wir saßen nur
schweigend da. Ich sah sie Tränen vergießen. Ja, wir Vampire können
auch weinen, vielleicht ein… oder zwei Mal in unserem ewigen Leben.
Meine Wunden, die mir zugefügt wurden, verschlossen sich. Mir gingen
gerade einige Gedanken durch den Kopf. Ich hatte damals schon
gemerkt, dass ich ressistenter als die anderen bin. Mir wurde das
Herz so oft durchbohrt, mir wurde schon der Kopf abgeschlagen in den
Kriegen der Clans… aber irgendwie starb ich daran nie, sondern
setzte mich Stück für Stück wieder zusammen. Warum starb ich
nicht, als ich den Silberdolch in den Kopf bekam? Liegt es vielleicht
daran, dass ich bin, wie ich bin? Aber wer bin ich? Ein Mischling.
Habe nur ich diese Fähigkeit? Schließlich wurden die Gedanken
vertrieben, als Seras sich an meinen Leib schmiegte. Wir küssten uns
leidenschaftlich, pressten unsere Körper aneinander und hoffen, dass
alles am nächsten Tag einen guten Verlauf haben wird.
Schließlich wurden
wir am nächsten Tag in den Richtsaal geführt. Vampire aus den
verbleibenden Clan waren anwesend. Alle samt ohne Ausnahme. Malachi,
der schon immer ein hohes Ansehen im Rat hatte, war, wie ich später
erfuhr der Nachfolger, der meinen ermordeten Vater die nächsten 50
Jahre vertreten sollte, doch nicht nur als, er war, fragt es mich
nicht wie, oder wieso, als Herrscher auf Lebenszeit bestimmt. Weder
gab es von den anderen Clans Einwende, nach zweifelte irgendwer die
Herrschaft der Venture an. Was danach passierte, war nicht anders zu
erwarten. Sie hängten mir und Seras den Mord an. Ich weiß nicht wie
sie den Hohen Rat überzeugen konnten, aber sie schienen es so
hinterhältig einzuführen, dass es glaubhaft rüberkam und das
Urteil stand schon von Anfang an fest. Einen der unsrigen zu töten,
wird selbst mit dem Tod bestraft. In Ketten wurden wir auf das
Schafort geführt. Der Henker hielt ein riesiges Beil in den Händen
und hielt es über Seras Kopf. Sie neigte ihren Kopf zu mir. In ihrem
Gesicht war nur noch Trauer und Wut zu sehen und ihre Lippen waren
zusammengekniffen, so sartk, dass sich sich mit ihren Reißzähnen
selbst verletzte. Sie streckte ihre Hand zu mir aus und ich versuchte
sie zu ergreifen, doch von einem Moment auf den nächsten, hörte ich
das Fallen der Klinge. Enthauptet ging sie zu Boden. Und ich
wünschte, ich hätte ich diesem Moment Himmel und Erde bewegen
können, um ihr zu helfen, doch ich wusste, ich bin nun der nächste,
dem das gleiche Schicksal ereilt wie meiner Geliebten. Schließlich
sah ich, wie sich zu Staub zerfiel. Ich kniff die Augen zusammen und
ballte meine Hände zu Fäusten, aber konnte in diesem Moment leider
nichts anderes tun.
Ich bereitete mich
auf meinen endgültigen Tod vor und schloss die Augen. Vielleicht
setze ich mich ja erneut zusammen, wenn mir der Kopf abgetrennt wird.
In dem Moment gingen mir alle Erinnerungen durch den Kopf, die ich
während meiner Zeit als Vampir durchlebte, bis Malachi die
Hinrichtung abbrach. Er entschloss aus welchen Gründen auch immer,
mich am Leben zu lassen, doch sei ich nun ein Verbannter und
Ausgestoßener, der noch weniger Recht als ein Mensch hat.
Wahrscheinlich um mich zu schikanieren… der Tod wäre willkommener,
da ich alles verlor, aber er zog es vor, mich gedemütigt
davonzujagen. Mit Schimpf und Schande wurde ich aus den Länderein
vertreiben und wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Ich versuchte
irgendwie mich nach Norden zu kämpfen.
Die ganzen Wochen,
in denen ich unterwegs war, gingen mit die Gedanken und Bilder nicht
mehr als dem Kopf. Mein Clan war vernichtet und meine Liebste und
meine Verbündeten auch. Auf der Flucht fiel mir ein, dass mein Vater
guter Kontakte zu Seeleuten in Salza hatte, also ging ich weiter und
weiter nach Norden. Ich ernährte mich von denen, die meinen Weg
kreuzten, aber es war nie genug, um mein Verlangen nach Blut
vollständig zu befriedigen. Schließlich erreichte ich nach einiger
Zeit Salza, eine Siedlung mit einem Hafen. Ich musste mein Land, in
dem ich geboren wurde, verlassen. Durch gute Kontakte halfen mir die
Hetleute, die dank meines Vaters freie Völker blieben und durch
Einfluss nicht versklavt wurden. Deswegen schuldeten sie mir einen
Gefallen.
Wir begaben uns aufs
Schiff und segelten davon. Ich ernährte mich, so wie es mich meine
Nosferatus gelehrt hatten, von Ungeziefern. Schiffsratten kamen mir
ganz gelegen. Ursprünglich war geplant, dass wir einen anliegenden
Kontinent erreichen wollten, aber durch wochenlange Stürme auf der
See, waren die Standpunkte auf unserer Karte sehr ungenau. Der
Navigator hatte kaum noch Besteck zur Übersetzung auf See und daher
war alles schwer zu koppeln. Selbst ein zuverlässiger Sextant konnte
hier nicht helfen. Wir trieben irgendwo im nirgendwo, weit abseits
von gut und böse. Hinzu kam, dass die Vorräte der Hetleute zuneigen
gingen und schimmelig wurden. Viele bekamen Skorbut und starben. Nur
ich als Vampir schien dagegen immun zu sein. In der Not würde ich es
vorziehen auch mal Menschenblut zu mir zu nehmen, doch wäre es eine
große Gefahr mich von verwesten Kadavern zu ernähren, da ich
frisches Blut benötige. Schließlich war einige Tage später die
gesamte Besetzung tot.
Das Schiff war durch
die Stürme schon geflutet. Der Großteil des Unterdecks stand schon
unter Wasser und die ganzen Schiffsratten hatte sich an Deck verirrt.
Zumindest musste ich nach meinen nächsten Mahlzeiten nicht suchen,
aber mir war bewusst, dass mir die Ratten bald ausgehen würden.
Inzwischen geriet das Schiff ein eine Nebelbank. Man sah die Hand vor
dem Auge nicht mehr. Nur hörte jemanden rufen. Der Ruf kam vom
Schiff. Es war Gilbert, der stellvertretende Steuermann. Ich
erblickte ihn und kam auf ihn zu. Gilbert war gezeichnet von
Gewerberissen und hatte alle Anzeichen dafür, dass er ebenfalls an
Skorbut erkrankt ist. Er erklärte mir, dass der Frachtraum noch
nicht unter Wasser sei. Wir suchten dort Unterschlupf, weil sich ein
Regenschauer ankündigte.
Ich erlegte noch so
viele Ratten wie ich konnte und ging mit Gilbert hinunter. Kurze Zeit
später hörten wir ein lautes Knacken, als ob der Schiffsmast
bricht. Wir hörten Nägel und Schrauben, welche vom Holz abplatzten.
Auch merkten wir, dass wir langsam sanken, aber wir hatten Glück,
denn der Kahn, der in die Tiefe sank, war verloren. Nur wir überlebte
im Frachtraum geschlossen. Wir sahen uns um. Gilbert fand noch etwas
Brot und ein Fass mit lieblichen Wein. Auch mir waren ein paar
Schiffsratten für den Verzehr geblieben. Trotzdem verschlimmerte
sich mit der Zeit unser Gesundheitszustand mehr. Gilbert war so stark
von Skorbut betroffen, dass er Blut hustete und ich war aufgrund
Mangels an Blut unterernährt, wollte es aber nicht übers Herz
bringen, meinen einzig verbliebenen Gefährten anzufallen.
Schließlich gab auch der Frachtraum nach und es dran Wasser ein. Ich
kann mich nur noch erinnern, dass Gilbert bewusstlos wurde. Um uns
flutete sich der Raum mit Wasser und auch ich fiel in Ohnmacht.
Dann war lange Zeit
nichts, als wir plötzlich gestrandet mit einigen Stücken Treibholz
in eine Grotte gespült wurden. Wir wussten nicht, wo wir waren, aber
wir waren zumindest am Leben. Wir verließen die Grotte und schauten
uns an Land am. Die Tiere, welche dieses besiedelten, waren mir nicht
fremd und hatte gleich ein paar neue Nahrungsquellen für mich
Entdeckt. Außerdem Fand Gilbert eine Heilpflanzen und essbare
Früchte, die sein Organismus so dringend benötigte und ihn vom
Skorbut heilte. Schließlich erholten sich beide ein wenig. Ich ging
auf Gilbert zu streckte ihm meine Hand aus, als Dank, denn wäre es
und seine Crew nicht gewesen, wäre ich vielleicht nie sicheren Fußes
aus meinen eigenen verbannten Land heraus gekommen. Er nannte mich
immer noch Graf, aber ich sagte ihn, dass ich keiner mehr bin und er
nicht künftig nicht weiter so nennen muss. Dennoch entwickelte es
sich so, dass Gilbert mir trotzdem wie ein Diener auf Schritt und
Tritt folgte.
Auf unseren Reisen
begegneten wir einigen Menschen. Sie erzählten uns, dass dieser
Kontinent der viel zu bieten hat. Durch einige hilfsbereite Leute
wurden wir gut versorgt und ebenfalls gut behandelt und sie erzählten
uns von den Herrschern des Kontinents. Nun, da ich alles verloren
habe, musste ich langsam anfangen mich wieder aufzurappeln. Zwar mag
in der Welt, als der ich stamme, alles verloren haben, aber ich bin
mir sicher, dass dieses Land, auf dem ich mich nun befinde, viel zu
bieten hat und vielleicht schaffe ich es mit ein wenig Glück, mir
meinen alten Wohlstand wieder aufzubauen und wieder ein Graf zu
werden. Durch einen netten Einwohner wurden wir mit einem kleinen
Boot auf eine unbewohnte Insel gefahren, die wir nun unser Eigenen
nennen. Vielleicht können wir dort unseren Wiederaufbau starten und
aus der Asche neu auferstehen. Doch werde ich nie meine geliebte
Seras vergessen, die mir genommen wurde, doch auch darf nicht nur auf
das schauen, was einmal war, sondern was ist und was vielleicht noch
sein wird, aber wer weiß, vielleicht wartet hinterm Horizont schon
das nächste Abenteuer auf uns. Auf dem geheimnissvollen Kontinent
(Northdeer).