Beiträge von Nightrin

    LinkCaspar , unser kleiner Fuchs, unser Herzensbrecher (zumindest für den Rat) – ist jemand, der mich dazu bringt, meine Konstante zu brechen.

    Seine Geschichte, seine Präsenz, sein Art und Weise – all das berührt mich tief und ich will ihm die Hand in den Hochadel reichen.

    Darum möchte ich ihm die Ehre erweisen, ihn als meinen ersten Fürsten aufzustellen.

    Was meint ihr – soll unser Fuchs ein Dämonischer Fürst werden?

    Reden ist Silber,...


    Rin saß auf einer kalten Steinstufe, ihre Hände ruhten verkrampft in den Falten ihres Rocks. Jeder noch so leise Laut ließ sie aufhorchen, ihr Körper war angespannt, als würde ihr Innerstes bereits ahnen, was auf sie zukam.


    "Sie werden noch eine Weile brauchen, bis sie hier sind, Lady Rin,“ ertönte eine tiefe, vertraute Stimme aus dem Halbdunkel. Sofort griff Rin an ihre Augenbinde, als wolle sie sich vergewissern, dass sie noch festsaß. Der Stoff war warm von der Magie, die in ihn eingewoben war – ein Schutz, eine Barriere gegen das, was sie sonst unweigerlich sehen würde.


    "Edgar…“, hauchte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Windhauch. Sie spürte die Bewegung neben sich, dann legte sich eine sanfte, aber feste Hand auf ihre Schulter. Seine Wärme drang durch den Stoff, doch sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Ihr Herz schlug zu heftig, ihre Gedanken waren ein einziger Wirbelsturm aus Angst, Schuld und der bitteren Gewissheit dessen, was geschehen würde.


    Langsam ließ sie ihre eigene Hand auf sein Knie sinken, suchte nach Halt in diesem Moment der inneren Zerrissenheit. "Du hast so oft gesehen, wie Menschen Entscheidungen treffen, die sie eigentlich nicht wollten, zum Wohl der Allgemeinheit. es in ihren Gesichtern, in ihren Bewegungen. Und jetzt… Jetzt bin ich es, die ihnen die Wahl nimmt.“ Ihre Finger krallten sich in den groben Stoff seiner Hose, als könne sie sich daran festhalten, als könne sie damit verhindern, dass ihr eigener Entschluss sie endgültig fortreißt.


    Edgar schwieg einen Moment, als wäre er seine Worte sorgfältig ab. "Ich weiß…“, sagte er schließlich, seine Stimme ruhig, fast beruhigend. "Irgendwann werden sie es verstehen.“


    Rin schüttelte den Kopf. "Nein…“ Ihre Stimme brach, und sie spürte, wie die ersten Tränen drohten, ihre Fassade zu durchbrechen. "Ich kenne sie. Ich habe so viele ihrer Entscheidungen miterlebt. Ich weiß, wie sie fühlen, wie sie sprechen, wie sie handeln. Sie werden mich nicht verstehen. Sie werden mich dafür hassen. Und es wird sie zerbrechen.“ Ihre Brust hob und senkte sich schwer. Ihr Herz schlug so hart gegen ihre Rippen, dass es wehtat. Sie wusste, was passieren würde. Sie wusste es genau. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als es aufhalten zu können.


    Edgar kniete sich vor sie, sein Blick – auch wenn sie ihn nicht sehen konnte – war warm und fest. "Rin… Ich kenne sie genauso gut wie du. Und ja, sie werden Narben davontragen. Aber Narben sind nicht das Ende. Sie heilen.“


    Für einen Moment schwieg sie, dann spürte sie, wie er sich leicht vorbeugte und sie kurz in die Arme schloss – eine letzte Geste des Trostes. Doch der Moment währte nicht lange. Dann erhob er sich wieder. "Wachen! Schützt Lady Rin! Ein weißer Rabe hat mir zugeflüstert, dass unsere zukünftigen und alten Ratsmitglieder nicht glücklich sein werden.“


    Die in lila gekleideten Wachen zogen sich zusammen, bildeten eine Kette um den großen Ratssaal. Rin erhob sich langsam, ihre Bewegungen schwer, als würde sie das Gewicht ihrer eigenen Entscheidung auf ihren Schultern tragen. Mit der Hilfe einer Wache ließ sie sich auf ihren Ratsstuhl sinken, ihre Hände umklammerten den Rand des runden Tisches.


    Und dann…


    "DA IST SIE!“, brüllte eine wütende, raue Stimme.


    Rin zuckte nicht zusammen. Sie wusste, wer es war. Kan.


    Schwere Schritte erklangen auf der Steintreppe, das Klirren von Metall, das Aufprallen von Stiefeln auf den Stein. Sie kamen, so wie sie es vorausgesehen hatte. Dann hörte sie das scharfe Klirren von Speerspitzen, als die Wachen die Gruppe aufhielten.

    "Lass uns durch! Ich bin ein Ratsmitglied!“, brüllte Yoshi. Ihre Stimme bebte, trug Wut, Enttäuschung, Verrat in sich. Sie hatte heute Freunde sterben sehen – und in ihren Augen war Rin daran schuld.


    Rin atmete tief ein, dann sprach sie mit ruhiger, fester Stimme: "Sie schützen uns… auch voreinander.“

    Die Stille, die folgte, war schwer wie ein drohendes Gewitter.


    Und Rin wusste, dass dieser Moment alles verändern würde.


    "Es waren Kinder anwesend…“

    Die sanfte, leise Stimme durchschnitt die aufgeheizte Luft im Raum wie ein Dolch, der blau-gelbe Drache. Ihre Stimme ein leises Wimmern ähnlich kam aus der Gruppe der wütenden Stimmen, und Rin senkte ihren Kopf, bis ihre Stirn fast den Tisch berührte. Sie musste stark bleiben. Ihr Körper bebte nicht, doch ihr Inneres war ein Sturm aus Schuld, Angst und unnachgiebiger Entschlossenheit.

    Sie wusste, dass es hart für die Adligen sein würde. Sie alle waren nicht bereit gewesen. Sie hatten sich an eine Welt geklammert, voller Sicherheit, die es längst nicht mehr gab. Und die Ältesten unter ihnen – die, die in ihrer Macht erstarrt waren – waren dem Norden längst ein Dorn im Auge. Doch das durfte niemand wissen. Niemals.


    "Habe ich das nicht erwähnt?“, fragte Rin leise, und vor ihrem inneren Auge sah sie das Bild, das sie vor nicht einmal zwei Monden hatte: Tote. So viele Tote. Trauernde Familien, verbrannte Banner, Blut auf weißem Marmor. Morgen würde ganz Avalon in Schwarz gehüllt sein.

    "Ihr wolltet sie vernichten.“ Die Worte verließen ihre Lippen wie ein Urteilsspruch. Die Stille danach war schwer, greifbar. Rin hörte den kollektiven Atemstocken der Versammelten, spürte die Schockwelle, die durch sie fuhr.


    Jemand trat näher. Das harte Kratzen von Krallen auf Stein durchbrach die erstarrte Stille – Luna.

    "Habt ihr das nicht erreicht?“, fragte Rin, ihre Stimme ruhig, aber unerschütterlich. Sie wusste, was sie getan hatte. Sie wusste, dass sie die Fürstenreiche manipuliert hatte, dass sie den Krieg gelenkt hatte wie eine Marionettenspielerin. Es war notwendig gewesen. Es musste Opfer geben.

    "Sie sind tot–“, ein wütendes Schnaufen unterbrach Lunas Worte. Ein tiefes, bedrohliches Geräusch aus der Kehle der Seherin.

    "Und ich bin nicht die Böse hier.“


    Die Lüge schmeckte bitter auf ihrer Zunge. Vielleicht würde sie in den Chroniken dieser Welt als die Böse aufgeführt werden. Vielleicht würde die Wahrheit verdreht, ihre Rolle ins Gegenteil gekehrt. Vielleicht… vielleicht war sie wirklich die Böse.


    "Du hast gesagt–“ "IHR WOLLTET MACHT!“


    Die Worte zerrissen die Luft, Rin schrie. Ihre Stimme bebte vor unterdrückter Wut, Schmerz und Verzweiflung. Ihre sonst so ruhige Miene war verzerrt von Emotionen, ihre Augenbrauen zu scharfen Falten geformt, ihr Gesicht eine Maske aus Hass – oder war es Selbsthass?


    Sie wollte es nicht hören. Sie wollte es nicht sehen. Und doch sah sie es jeden Tag.

    „Alle wollen immer nur Macht–“


    Rins Stimme klang kalt, beinahe emotionslos, doch sie wusste es besser. Sie wusste, dass nicht alle von Machtgier getrieben waren, dass viele in diesem Raum nicht für Ruhm oder Herrschaft gekämpft hatten. Doch sie durfte jetzt nicht schwach werden. Sie musste diese Fassade aufrechterhalten.

    „WIR WOLLTEN WISSEN!“


    Lunas wütender Schrei durchschnitt die Luft wie ein Speer. Ihre Stimme war voller Verzweiflung, voller Enttäuschung.

    Rin erinnerte sich. Sie hatte Luna versprochen, ihr Wissen zu beschaffen, Erkenntnisse, die ihr und ihrer Zukunft helfen würden. Sie hatte nicht gelogen. Aber sie wusste auch, dass Luna es jetzt noch nicht verstehen konnte.


    Rin schloss kurz die Augen, ein einziger Atemzug, dann flüsterte sie, unbeeindruckt von Lunas Wut:

    „…Und am Ende habt ihr Blut an den Händen.“


    Sie hörte das erstickte Wimmern des Drachenwesens. So viel Verzweiflung, so viel Leid. Luna hatte sicher gute Leute verloren, geschätzte Freunde. Doch sie war nicht die Einzige. Jeder, der an diesem Tag auf dem Schlachtfeld stand, hatte Opfer bringen müssen. Jeder hatte verloren.


    „Meine Leute wollte ich retten…“


    Lunas Stimme war gebrochen. Rin konnte sich gut vorstellen, dass die einst so glühend smaragdgrünen Augen nun von Tränen gerötet waren.

    Ein plötzlicher Schlag hallte durch den Raum. Die steinerne Tischplatte vibrierte unter der Wucht. Rin spürte die Spannung in der Luft, spürte die Blicke auf sich gerichtet. Langsam, fast mechanisch, erhob sie sich von ihrem Platz. Sie wollte nicht, dass sie ihre verzweifelte Miene sahen. Sie wollte nicht, dass ihre Maske fiel.


    „Rik sagte–“


    „Rik?“


    Gatames Worte wurden von Rins unterbrechender Stimme durchbohrt. Ihr Herz schlug einen Moment schneller. Sie hatte den Golem nicht in ihren Visionen gesehen. Sie hatte ihn nicht geschickt. Warum war er dort gewesen? Ging es ihm gut?


    „Er sagte, man kann sich auf dich verlassen.“

    Gatames Stimme knurrte die Worte hervor, als würde er kaum glauben, dass er sie selbst aussprach.

    Rin erstarrte.

    Vertrauen? Wie konnte er ihr vertrauen? Sie tat vieles für Rik, ja. Sie hatte seine Zukunft deutlicher gesehen als viele andere. Doch sie waren nicht mehr als zwei bekannte Seelen, die sich auf demselben Schachbrett bewegten. Warum legte er seine hölzerne Hand für sie ins Feuer?


    „Hat er?“

    Ihre Stimme klang fern, als wäre sie in einer Erinnerung gefangen. Sie dachte an das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte. Sein Fluch war abgeschwächt, sein Körper näher an dem Menschen, der er einst gewesen war. Sie hatte sich für ihn gefreut. Rik war jemand, der diesen Krieg zu einem guten Ende führen könnte.

    Aber wollte sie wirklich sehen, wie sein Leben in diesen Krieg schwindet? Rin atmete tief durch. Ihre Stimme war ruhig, fast sanft, als sie weitersprach:

    „Ich sagte doch, ihr müsst zahlen.“


    Ihre Worte waren leise, doch sie hallten durch den großen Saal.


    „Alles, was ich euch gesagt habe, ist eingetreten, oder?“

    Die Antwort lag in der drückenden Stille, die folgte. Kein Widerspruch. Sie wussten es. Sie alle wussten es. Rin hatte ihnen die Wahrheit gesagt. Doch die Wahrheit war grausam.


    Gatame war es, der die Stille durchbrach. Seine Stimme grollte durch den Ratssaal, vibrierte in den alten Säulen des Pavillons.


    „DU BIST EIN MONSTER!“, Die Worte schnitten tief. Rin zuckte nicht einmal zusammen.


    Sie hatte es kommen sehen. Sie hatte es kommen fühlen.


    Gatame kannte sie. Er kannte sie seit Jahren, seit sie im selben Rat saßen. Doch er erkannte sie nicht mehr. Vielleicht hatte er es nie getan. Er war am Ende, genau wie sie, nur eine weitere Spielkarte im Kartenhaus des Nordens.


    „Du siehst nur, was du sehen willst. Alles hat Konsequenzen… alles hat seinen Preis.“


    Rin drehte sich langsam um, ihre verhüllten Augen auf die Menge gerichtet. Sie konnte ihre Blicke nicht sehen, aber sie spürte sie. Die Kälte, das Zittern in der Luft. Sie spürte, wie sich die Nackenhaare aufstellten, wie das Gewicht ihrer Urteile schwer auf ihr lastete.

    Entsetzen. Angst. Wut.


    Sie kannte diese Blicke, hatte sie unzählige Male in ihren Visionen gesehen – ein drohender Schatten, der sich immer näher schlich, bis er schließlich Wirklichkeit wurde.


    Und nun stand sie hier. Sie sah es in ihnen, in jedem Atemzug, in jeder stummen Verurteilung. Sie sah, dass sie sie als das betrachteten, was Gatame ausgesprochen hatte.


    Ein Monster.


    Vielleicht war sie das auch. Vielleicht war das der Preis für ihre Gabe. Doch die Wahrheit?

    Nicht einmal sie wusste es mehr. Ein bitteres Lächeln zuckte über ihre Lippen, als eine neue Stimme durch die angespannte Stille schnitt.


    „Und du wähltest das Leben als Zahlung? Wer bist du? Der Tod?“ Lunas Stimme bebte vor unterdrückter Wut, ihr Zorn loderte wie ein unbändiges Feuer, das keinen Halt kannte. Und Rin spürte es auch in den anderen. Sie suchten nach einem Schuldigen.

    Jemanden, den sie verurteilen konnten. Jemanden, den sie hassen durften.


    Die Luft schien schwer zu werden, und für einen Moment zog sich Rins Herz schmerzhaft zusammen. Ein unangenehmes, fast vertrautes Gefühl kroch durch ihre Adern – ein Echo all der Lasten, die sie trug. Also war es das? Der Moment, in dem sie sich entscheiden musste? Ihr Schicksal war besiegelt. Dann würden sie bekommen, was sie wollten.


    Langsam, mit einer fast unheimlichen Eleganz, trat ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. Sie beugte sich leicht vor – nicht in Unterwerfung, sondern mit der theatralischen Anmut einer Schauspielerin, die ihren letzten Akt beherrschte.


    Eine Verbeugung, die so falsch war, dass sie fast echt wirkte. Ein Spiel, das nur sie zu verstehen schien.

    "An manchen Tagen", murmelte sie, ihre Stimme samtig, durchtränkt von etwas, das weder Bedauern noch Angst kannte.

    Dann richtete sie sich auf, ihre Haltung aufrecht, ihr Blick – verborgen hinter den Stoffbahnen – durchdringender als je zuvor.

    "Heute nicht."

    Ein Schauer ging durch die Menge. Rin hörte das Entsetzen in ihren Atemzügen, das leise Raunen, das sich ausbreitete wie ein Sturm vor dem Gewitter.

    Es lief aus dem Ruder. Mehr, als sie es ursprünglich geplant hatte. Doch nun gab es kein Zurück mehr.

    Erster Blick, erster Schlag
    (Die Avalonische Sprache, die alle verwenden ist blau markiert, Rin Ihre Heimatsprache können nur; Alte Frau; Forest & Rin, diese ist nie markiert)


    "Rin, darf ich wissen, was du alleine unternommen hast?", fragte Forest mit einem Hauch von Besorgnis in der Stimme.


    "Nun ja, ich habe Unterricht genommen. Als du mich am ersten Tag für eine Weile allein gelassen hast, habe ich jemanden kennengelernt. Sie kannte auch meine Sprache, ähnlich wie du... Nun ja, ab und zu hat sie mir etwas von eurer Sprache beigebracht", log Rin in der gebrochenen Sprache des Nordens. Natürlich gab es viele Sprachen, das wusste Rin, als sie durch Avalons Straßen ging, hörte sie einige. Aber es gab eine Sprache, die alle lernten, damit sie einander verstehen konnte, bei Handel oder reisen. Und so kennen die meisten diese als ihre Zweitsprache und nutzten sie auch. Sie selbst war verwundert, dass sie es verstand und sprechen konnte, lag das am Auge?

    "Das ist fantastisch! Du sprichst sie unglaublich gut!“ rief er begeistert aus, ohne auch nur einen Moment an ihrer plötzlichen Sprachfertigkeit zu zweifeln. "Warum hast du das nicht gleich gesagt? Wir hätten es dir doch auch beigebracht!“ Mit einem schnellen Schritt zog er Rin in eine warme Umarmung, so impulsiv und überschwänglich, dass Rin fast die Luft wegblieb. Rin erstarrte für einen Moment, fühlte sich von seiner Freude überwältigt – und von ihrem schlechten Gewissen erst recht. Ihr Lächeln wirkte gezwungen, während sie nervös ihre Hände hob, um ihn leicht wegzuschieben.
    "
    Ich wollte dich überraschen,“ murmelte sie und bemühte sich um eine feste Stimme, doch der unsichere Tonfall verriet sie fast.

    In diesem Moment erklang plötzlich ein Kichern, das in der Stille der Taverne schallte. Es war ein spöttisches, fast schelmisches Geräusch, das die Luft um sie herum zu füllen schien. Rin drehte sich leicht zur Seite, ihr Gesicht wurde noch blasser, als sie sah, wie das große, allwissende Auge langsam über ihrer Schulter schwebte. Es funkelte förmlich vor Belustigung.

    "Liebes,“ begann das Auge mit süffisanter Stimme, "wegen mir kannst du sie verstehen und sprechen. Ich bin wirklich beeindruckt, wie flüssig du lügen kannst.“ Rins Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei den Worten des Auges. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es recht hatte. Ihre Lüge war so leicht über ihre Lippen gekommen, dass es sie erschreckte. Es fühlte sich falsch an, fast als hätte sie einen Teil von sich selbst verraten. Als Wahrsagerin war sie immer der Wahrheit verpflichtet gewesen; eine falsche Prophezeiung konnte Leben zerstören. Doch jetzt? Jetzt hatte sie gelogen, ohne zu zögern.


    „Wenn es für dich in Ordnung ist, Forest, würde ich… schlafen gehen,“ flüsterte Rin schließlich, ihre Stimme unsicher und gebrochen in der Fremdsprache.

    In den nächsten Tagen lasen Rin und Forest gemeinsam in dem Buch weiter. Rin fiel es jedoch schwer, den Baumhumanoid zu täuschen. Sie wusste nicht, wie er auf ihr Ritual reagieren würde. Als sie wieder in den Gärten der Bibliothek waren, schlug Rin vorsichtig das Buch auf und flüsterte: "Forest, ich habe da etwas."

    Forest sah sie erwartungsvoll an und begann langsam zu lesen. Als er den Absatz zu Ende gelesen hatte, blickte er überrascht zu Rin auf, die vorsichtig den Stoff von ihren Augen löste. Ihre Blicke trafen sich, und Rin sah zum ersten Mal in die hellgrünen Smaragd Augen des Baumhumanoiden. Sie betrachtete seine halb verholzte Haut, die Blätter, die nahtlos mit seinem Haar verschmolzen, und prägte sich jedes Detail seines Erscheinungsbildes ein. Es war das erste Mal, dass sie ihn wirklich sehen konnte.

    „Du kannst also wieder sehen,“ flüsterte er, während er langsam mit seiner Hand, die von Rin ergriff. Nun konnte sie nicht nur die raue Oberfläche seiner Haut fühlen, sondern auch die Textur der Rinde sehen. Sie wirkte so hart und spröde, doch sie bewegte sich mit der Geschmeidigkeit und Lebendigkeit normaler Haut.

    Ein Schauer lief Forest über den Rücken, als er Rins Blick erwiderte. Eine Mischung aus Freude und Verwunderung durchströmte ihn. Seit er sie kannte, war sie blind gewesen, und jetzt, in diesem Moment, sah sie ihn zum allerersten Mal. Die Erkenntnis traf ihn tief und ließ ihn gleichzeitig staunen.


    „Wie fühlt es sich an?“, fragte er leise, seine Stimme sanft, während seine Augen vor Neugier und Mitgefühl leuchteten. Er konnte nur erahnen, wie überwältigend dieser Augenblick für Rin sein musste.

    „Es ist unglaublich“, flüsterte Rin und legte ihre Hand vorsichtig an Forests Wange. Er lehnte sich leicht dagegen, sein Blick voller Freude und Wärme.

    „Ohho, so ist also die Beziehung zwischen euch beiden!“, kicherte das Dämonenauge plötzlich.

    Geschockt fuhr Forest hoch und schlug, ohne zu zögern mit voller Wucht auf die Pupille des Auges. Mit einem dumpfen Geräusch landete es mehrere Meter weit entfernt in den Beerenbüschen. Rin schrie vor Schmerz auf und krümmte sich.

    Forest kniete sich sofort zu ihr herunter, Panik in seinem Gesicht. „Hat er dir wehgetan?“ fragte er erschrocken und hielt sie vorsichtig fest. „Wieso hast du ihn verletzt!“, entgegnete Rin mit schmerzverzerrter Stimme, ihre Augen voller Vorwurf. Forest erstarrte, völlig verwirrt, und ließ seinen Blick zwischen Rin und dem Dämonenauge hin und her wandern. „Es... es ist ein Monster“, flüsterte er, sichtlich unsicher und mit einem Ausdruck von Entsetzen in seinem Gesicht.

    „Er ist mit mir verbunden. Es ist ein Dämon“, erklärte Rin leise, während sie vorsichtig aufstand. Ihre Bewegungen waren langsam und schwer, und erst jetzt fiel Forest auf, dass ihre Haut überall von Einstichwunden gezeichnet war. Feine Rinnsale von Blut zogen sich über ihre Arme und Beine. Rin ging langsam zu den Büschen und hob das Dämonenauge auf. Es wirkte verletzt, seine Oberfläche war angeschlagen und matt. In diesem Moment wurde es ihnen allen klar: Der Schmerz des einen wurde vom anderen gespürt. Forest starrte sie beide an, Fassungslosigkeit und Schuldgefühle in seinem Gesicht. Es war ein Band, das keiner von ihnen wirklich verstand – doch es verband Rin und das Auge unausweichlich.

    „Ich... ich...“, stammelte Forest, seine Stimme voller Unsicherheit. Er war aufgelöst und wusste nicht, wie er mit all dem umgehen sollte. „Ich erkläre es dir“, sagte Rin leise, ihre Stimme besänftigend, aber auch erschöpft. „Aber wir sollten dafür vielleicht in die Taverne gehen. Und danach... gehen wir nach Hause.“ Sie sah auf Forest hinunter, der immer noch verwirrt auf den Knien verharrte, und wartete geduldig, bis er sich gefangen hatte. Schließlich stand er auf und folgte ihr langsam, seine Gedanken ein einziges Chaos.

    Rin lief nicht das erste Mal durch die belebten Straßen der Stadt, aber diesmal mit einer anderen Wahrnehmung. Sie konnte die Menschen sehen. Die Farben ihrer Kleidung, die Gesten, die Gesichtsausdrücke – all das, was ihr zuvor verborgen, geblieben war, breitete sich wie ein völlig neues Gemälde vor ihr aus.


    Hinter ihr folgte Forest. Er beobachtete sie mit gemischten Gefühlen: einerseits Erleichterung und Freude, dass sie nun sehen konnte, andererseits ein seltsames Ziehen in seiner Brust. Irgendwie vermisste er es, sie mit seiner Hand durch die Stadt zu führen, ihr dabei Sicherheit zu geben.

    Als Rin die Taverne betrat, fiel ihr Blick sofort auf Byarn, den Wirt. Es war ein ungewohntes Gefühl, ihn wirklich sehen zu können.

    Hallo Byarn, wie läuft das Geschäft?“, fragte sie mit einem leichten Lächeln.

    Byarn sah sie an, blinzelte und schien überrascht. Etwas in ihrem Blick verriet ihm, dass sie ihn tatsächlich ansah. Sie konnte ihn sehen.

    Ach, weißt du, nur ein paar neue Leute heute hier im Haus“, antwortete er und deutete in eine Ecke der Taverne. Dort saß ein junger Mann, der in Büchern blätterte, sowie ein paar zwielichtige Gestalten an einen anderen Tisch, die keine weiteren Blicke auf sich ziehen wollten. Der junge Mann hob den Kopf und sah Rin an. Sein Blick war intensiv, und sie spürte ein seltsames Funkeln in seinen Augen. Es war etwas Unbeschreibliches, etwas, das sie selbst in ihrer eigenen Welt noch nie gesehen hatte.

    Oh, hallo! Seid ihr auch Reisende?“, fragte der junge Mann freundlich und stand auf. Rin hielt kurz inne, bevor sie höflich lächelte. „So ähnlich. Wir hatten eine Aufgabe hier, aber morgen brechen wir wieder auf, zurück nach Hause.

    Oh wirklich? Mit einem Schiff? Wohin fahrt ihr?“, fragte er begeistert und trat näher. Forest, der hinter Rin stand, antwortete diesmal, seine Stimme ungewohnt laut: „Weiter in den Norden. Zu den Inseln Yorunas.“ Die Reaktion war sofort und unverkennbar. Die Gespräche in der Taverne verstummten schlagartig. Es war, als hätte Forest eine unsichtbare Grenze überschritten. Eine unheimliche Stille breitete sich aus, und die zwielichtigen Gestalten warfen sich Blicke zu.


    Die Inseln Yorunas?“, wiederholte der junge Mann, seine Stimme noch immer freundlich, aber ein wenig leiser. „Kenne ich nicht, aber ich muss auch in den Norden. Könntet ihr mich vielleicht mitnehmen?“ Er trat auf Rin zu und wollte ihr die Hand geben, doch sein Blick fiel auf das Wesen, das schmerzend in ihrer Hand lag. Seine spitzen Ohren zuckten kurz, fast unmerklich, doch Rin sah es. Und sie spürte, dass dieser Junge etwas anderes war – etwas, das nicht von dieser Welt zu sein schien.

    Kann... kann ich irgendwie helfen?“, fragte der junge Elf hastig, seine panische Stimme brachte Rin zum Lächeln. Sie kicherte leise und hob eine Hand, um ihn zu beruhigen. „Er wird schon wieder. Er ist nur dramatisch. Ich weiß nämlich genau, wie es ihm geht.

    Rin setzte sich an den Tisch und betrachtete das Dämonenauge in ihrer Hand, dass sich tiefer in ihren Arm kuschelte. Es schien sich sichtlich wohlzufühlen, fast wie eine verwöhnte Katze, und Rin konnte nicht anders, als belustigt mit den Augen zu rollen.


    Nein, das kann so nicht bleiben“, murmelte der junge Elf und fühlte plötzlich, wie eine warme Energie durch sie hindurchströmte. Forest setzte sich mit an den Tisch, beobachtete den fremden kurz und griff dann nach seinem Kartenspiel, um sich damit zu beschäftigen. „Du kannst zaubern“, bemerkte er beiläufig, als ob es nichts Besonderes wäre.

    Die anderen Gäste in der Taverne hatten inzwischen ihre Aufmerksamkeit wieder ihren eigenen Angelegenheiten zugewandt – allerdings mit einem spürbaren Sicherheitsabstand zu Rin, Forest und der neugierigen Elf. Selbst Byarn schien die Atmosphäre zu spüren und brachte ihnen zur Ablenkung ein kühles Bier.


    Habt ihr Hunger?“, fragte er höflich, doch sein Blick wanderte unruhig zwischen den drei am Tisch und den anderen Gästen in der Taverne. Zum Ende ist der Wirt mehr in Sorge, wegen den zwielichtigen Fremden in der Ecke der Taverne, als um das merkwürdige Trio an seinem Tisch.

    Rin betrachtete ihre gesunde Haut, die jetzt glatt und makellos wirkte, und spürte eine seltsame Erleichterung. Das Auge, das sich auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte, schien sich endlich beruhigt zu haben. Es schwieg – eine ungewöhnliche Gnade – und schien sich fest vorgenommen zu haben, keinen weiteren Kommentar abzugeben.


    Der junge Elf schien die Stille nicht zu bemerken und stellte sich mit einem freundlichen Lächeln vor: „Ich fange gerade erst an, die Welt zu verstehen. Aber meine Elfenmagie funktioniert noch super. Ich heiße Chem.
    Rin nahm diesmal seine Hand an, ihre Neugier geweckt.
    Die Welt verstehen? Du kommst also nicht aus dem Norden?“, fragte sie erstaunt und warf einen Blick auf Forest, der völlig in seine Karten vertieft war und keinen Anschein machte, sich in das Gespräch einzumischen.

    Gewissermaßen“, antwortete Chem mit einem leichten Lachen und schien bewusst ausweichend.
    Sagen wir, ich habe null Ahnung von allem.“ Rin hob skeptisch eine Augenbraue, beschloss aber, nicht weiter nachzufragen. Jeder hatte seine Geheimnisse, und sie respektierte das. Diese Welt, in der sie lebten, war für viele ein Ort voller Bürden und versteckter Narben – auch für sie.

    Der Norden ist auch nicht meine Heimat“, sagte Rin schließlich und lehnte sich entspannt zurück.
    Aber auch ich habe mich zurechtgefunden. Am schwersten ist wohl die Sprache und das Wissen, nicht wahr?“ Sie deutete auf die Bücher, die Chem aufgetürmt hatte.
    Das stimmt“, bestätigte Chem begeistert, während er wild durch die Seiten blätterte. Es ist unglaublich und faszinierend. Schau mal: Jeder Idiot kann Tränke herstellen, solange er die richtigen Zutaten hat. Das ist gleichzeitig gefährlich und besonders bemerkenswert. Ich möchte einfach alles wissen.

    Er wirkte fast rastlos, als ob sein Enthusiasmus ihn förmlich antreiben würde, jedes Buch auf einmal zu lesen. Rin beobachtete ihn mit einem amüsierten Lächeln, während Forest ruhig und gelassen seine Karten sortierte. Der Kontrast zwischen Chems ungestümen Eifer und Forests gelassener Ruhe war geradezu erfrischend.

    Eine Weile lang saß Rin nur da und ließ die beiden in ihrem Tun auf sich wirken. Trotz aller Unsicherheit, die sie noch begleitete, spürte sie einen Moment des Friedens.

    Nach einer Weile erhob sich das Auge träge von Rins Schoß und schwebte über den Tisch, bevor es sich langsam zu Forests Karte hinunterneigte.
    Ich könnte euch eine perfekte Route zeigen“, murmelte es leise, fast verschwörerisch, wohl darauf bedacht, dass niemand in der Taverne ihre Unterhaltung belauschte.
    Forest warf dem Auge einen skeptischen Blick zu, bevor er trocken antwortete: „
    Ich bin diese Route schon tausende Male gefahren. Wie du vielleicht siehst, bin ich ein Elf. Ich bin alt genug, Dämon.
    Seine Stimme triefte vor misstrauischem Widerwillen, und er sah aus, als würde er das Auge jeden Moment erneut aus Reflex fortschleudern.

    Das Auge schwebte einen Moment schweigend in der Luft und wandte sich schließlich an Rin, als suche es bei ihrer Unterstützung. Rin blickte zwischen Forest und dem Auge hin und her, unsicher, was sie sagen sollte. Sie wusste, dass sie dem Dämon vertrauen konnte, aber sie hatte auch keine Zweifel an Forests Fähigkeiten als Navigator, er war talentiert und zwar unglaublich.
    Forest, zeig mir doch bitte, wo wir langfahren“, sagte sie schließlich und lehnte sich leicht über den Tisch, um einen Blick auf die Karte zu werfen. Ihre Augen musterten die feinen Markierungen und Instrumente, von denen sie kaum etwas verstand.
    Ich will so viel mehr von der Welt sehen.

    Forest seufzte leise, sein Blick blieb misstrauisch auf das Auge gerichtet, aber er wandte sich schließlich Rins Wunsch zu.

    Na gut“, brummte er und begann, die Karte mit dem Finger entlangzufahren. „Also, hier entlang führt die Route am Königreich Cataleya vorbei. Das wird von einer Druidin beherrscht – bleib bloß weg von ihr. Sie ist mir nicht geheuer.

    Rins Augen folgten gespannt seiner Erklärung, und Forest fuhr fort: „Hier führt der Fluss entlang. Damit gelangen wir ins nächste Meer und können tiefer in den Norden vordringen.“ Bevor er weitersprechen konnte, beugte sich Chem ebenfalls über die Karte, seine Begeisterung war kaum zu übersehen.

    Könntet ihr mich hier rauslassen? Das ist mein kleines Örtchen“, grinste er und deutete auf einen leeren, weißen Fleck auf der Karte, auf dem keine Markierungen zu sehen waren.

    Du wohnst... im Kalten?“, fragte Rin neugierig und lächelte den aufgeregt nickenden Halbelfen an.

    Ja! Ich liebe es dort. Die Nähe zum Meer, das kalte Wetter – es ist perfekt für all meine Experimente“, sprudelte Chem hervor, seine Stimme voller Enthusiasmus. Rin kicherte leise über seine Euphorie, während Forest leise die Augen rollte, als sei ihm das Gespräch zu lebhaft geworden.

    Plötzlich unterbrach das Auge mit einem unerwarteten Kommentar: Ich muss Rin recht geben: Du hast eine unglaubliche Gabe, wenn es ums Segeln geht. Verzeiht mich bitte.“ Die plötzliche Aussage ließ alle am Tisch verstummen und das Auge anstarren.

    Wie meinst du das: Rin recht geben?“, fragte Forest misstrauisch und sah zuerst das Auge, dann Rin an. Rin spürte, wie ihr Herz kurz aussetzte und sie errötete, während sie langsam zu dem Auge blickte.

    Rin und ich tauschen Gedanken“, erklärte das Auge beinahe unschuldig, während es leicht auf dem Tisch wippte.

    Gerade eben hat sie in Gedanken gesagt, dass du ein unglaublicher Segler bist und dass sie dir vollkommen vertraut, was deine Fähigkeiten angeht. Immerhin, das muss man ihr lassen – sie hat dir die vorherige Reise blind vertraut.“ Das Auge lachte fröhlich, doch Rin war vor Scham wie gelähmt. Gedanken teilen? Seit wann kann er das? Sie hatte keinen einzigen Gedanken des Auges wahrgenommen und verspürte eine unangenehme Mischung aus Verlegenheit und Faszination. Forest jedoch betrachtete das Auge weiterhin misstrauisch. Rin legte vorsichtig ihre Hand auf das Auge, fast so, als würde sie ein aufdringliches Haustier beruhigen wollen. Zu ihrer Überraschung schien das Auge ihre Geste zu genießen, es schmiegte sich regelrecht in ihre Berührung wie ein übermütiger Welpe. Die Stimmung am Tisch war zwar etwas angespannt, aber das Gefühl einer seltsamen Harmonie lag dennoch in der Luft. Trotz aller Eigenheiten und Geheimnisse schien das Trio seinen Weg zu finden – auch wenn es mit einem Dämonenauge als Gefährten sicher nicht einfacher wurde.


    Fortsetzung folgt...

    Ein Gespräch unter drei Augen
    (Die Avalonische Sprache, die alle verwenden ist
    blau markiert, Rin Ihre Heimatsprache können nur; Alte Frau; Forest & Rin, diese ist nie markiert)


    "Oh, natürlich! Ich helfe dir", antwortete Rin mit einem nervösen Lächeln. Sie trat näher, vorsichtig die Bücher beiseiteschiebend, und sah das Auge genauer an. Es hatte eine leuchtende irisierende Farbe und es sah aus wie oxidierendes Kupfer. Rin spürte eine tiefe Verbundenheit zu diesem Wesen. Sie war erstaunt über die Leichtigkeit, mit der sie die Bücher beiseiteschob, als wäre ihre neugewonnene Kraft so leicht zu nutzen.

    Das Auge schwebte plötzlich in die Luft und umkreiste Rin mit einer anmutigen Leichtigkeit.


    "Nun, einmal um mich vorzustellen, ich habe keinen Namen, aber ich bin ein Dämon, Schätzchen. Du darfst jetzt erfreut sein, wir sind verbunden und ich kann dir alles geben.", seine Anwesenheit war für die Weißhaarige zugleich faszinierend und beängstigend.

    Er schien alles über sie zu wissen und begann nun prahlerisch, die Fähigkeiten aufzuzählen, die sie durch ihn erhalten hatte: „Also, fragst du dich, was du nun alles kannst? Zum einen hast du jetzt eine ausgezeichnete Sicht. Der Unterschied zu vorher – du kannst mich jetzt wirklich scharf sehen. Und schau dich an! Als hätte ein Gott dich erschaffen, so perfekt siehst du aus. Das kommt definitiv auch von mir,“ sagte er selbstgefällig, „Naja, wie dem auch sei. Außerdem bin ich ziemlich robust – das bedeutet, dass du nun auch wesentlich widerstandsfähiger bist als die meisten anderen. Und diese Leichtigkeit, die du spürst, …vielleicht schaffst du es ja mit etwas Übung, so wie ich die Luft zu manipulieren.“

    Rin versuchte, ihm zu folgen, aber seine Worte verwirrten sie nur noch mehr. Wer war er eigentlich?


    „Ich dachte, das Ritual würde mir meine frühere Macht zurückgeben…,“ flüsterte sie, ihre Stimme leise und unsicher, während sie vorsichtig aufstand. Ihr Blick wanderte zwischen dem schwebenden Auge und ihrem eigenen Spiegelbild in einem nahegelegenen Fenster, das sie nun zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in dieser Welt wirklich betrachtete. Es war das erste Mal, dass sie sich selbst sah, seit ihr alles genommen worden war.

    Mit einer Mischung aus Staunen und Verwirrung musterte Rin ihr Erscheinungsbild, das ihr plötzlich fremd und gleichzeitig vertraut vorkam. Das einst zerschlissene und schmutzige Kleid, das stets unangenehm auf ihrer Haut gelegen hatte, schien erneuert – seine Farbe war tief und leuchtend, als hätte das Gewebe eine Art Verjüngung erfahren. Der Stoff wirkte weich und geschmeidig, seine Farbnuancen funkelten bei jedem Lichtstrahl, der auf ihn fiel. Ihre Hände, die noch kurz zuvor von Schmutz und Vernachlässigung gezeichnet gewesen waren, sahen nun zart und gepflegt aus, als wären alle Spuren von ihrem bisherigen Leid wie durch Magie ausgelöscht.


    „Was? Nein! Du, mein Schatz, hast mich gerufen, um dich mit mir zu verbinden und meine Fähigkeiten zu erlangen. Also, solange du nicht das Zeitliche segnest, wirst du mich wohl nicht mehr los,“ lachte das Auge, seine Stimme durchdrungen von einer Mischung aus Spott und Belustigung, während es sie direkt ansah.

    Die Worte des Auges hallten düster in ihrem Kopf wider, wie ein Echo, das nicht verhallen wollte. Es war keine Rückkehr zu ihrer Göttlichkeit, kein Wiedererlangen der Macht, die einst so selbstverständlich zu ihr gehörte. Stattdessen hatte sie sich an dieses Wesen gebunden – an etwas, dessen Absichten sie nicht kannte, dessen wahre Natur ihr verborgen blieb. Ein Gefühl von Unbehagen kroch in ihr hoch, kalt und schwer, und mischte sich mit einer seltsamen, widerwilligen Neugier. War dies ein Fluch? Ein Segen? Die Frage blieb wie eine unausweichliche Drohung in ihrem Geist.

    Rin ließ ihren Blick langsam über das offene Buch schweifen. Nun, da sie nicht mehr ertasten musste, was vor ihr lag, konnte sie den Text mühelos und fließend erfassen. Ein Gefühl intensiver Erleichterung und stillen Triumphes stieg in ihr auf – endlich war ihr die Dunkelheit genommen, endlich konnte sie wieder sehen. Langsam und mit einer Gelassenheit, die ihre innere Stärke widerspiegelte, ließ sie sich auf den Stuhl vor dem Buch nieder. Jeder ihrer Bewegungen wirkte durchdrungen von jener Anmut, die sie einst als Göttin ausgezeichnet hatte.


    Sie hob das Kinn und murmelte, ohne den Blick vom Buch zu lösen, fast wie ein Raunen, das den Raum füllte: „Ich möchte dir dann auch etwas erklären.“ Sie sah auf, ihre Augen glühten voller zurückgewonnener Entschlossenheit. „Ich bin – oder vielmehr, ich war – eine Gottheit. Verbannt und verstoßen, in Finsternis gehüllt und der Welt entrissen. Doch das Einzige, was du verändert hast,“ – ihre Stimme verstärkte sich, wie ein ferner Donner, der seine Wahrheit erzwingt – „ist, dass ich nun wieder sehen kann.“


    Das große Auge weiteten sich vor Überraschung, fast so, als würde es die Augenbrauen hochziehen, wenn es denn welche hätte. Seine irisierende Oberfläche schimmerte, während es eine leichte Drehung machte, als wolle es sich auf dem Tisch niederlassen, um Rin besser mustern zu können. "Moment mal… Du bist ein Gott?“ fragte es, die Stimme durchzogen von einer seltenen Mischung aus Ehrfurcht und Erschütterung.

    Rin seufzte, und für einen Augenblick schien es, als wäre die Schwere ihrer Existenz greifbar im Raum. Ihr Blick verlor sich in der Ferne, zwischen Sehnsucht und einer bitteren Unsicherheit schwebend. Sie strich mit den Fingerspitzen über die glatten Seiten des Buches, wie um sich zu verankern.

    „Ich… war ein Halbgott,“ flüsterte sie schließlich, ihre Stimme sanft, doch von einer unausgesprochenen Traurigkeit getragen. „Ich war eine, ja... aber jetzt?“ Ein Hauch von Zweifel durchzog ihre Worte, als würde die Wahrheit sich in Nebel hüllen. „Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich bin.“


    Das Auge starrte sie an, stumm und scheinbar mit einer ungewohnten Nachdenklichkeit, die fast menschlich wirkte, dann sprach es wieder: "Es scheint, als wären wir beide in dieser ungewöhnlichen Verbindung gefangen. Nun müssen wir herausfinden, was das nun genau ist und welche Bedeutung das für uns hat."


    Rin nickte langsam, während sie ihre Gedanken sammelte. Ein Hauch von Hoffnung, aber auch Sorge legte sich auf ihr Gesicht. „Ich habe das Gefühl, dass meine früheren Kräfte wieder erwachen könnten. Ich habe seltsame Dinge gesehen, als du die Verbindung mit mir eingegangen bist,“ sagte sie, ihre Stimme gedämpft, als hätte sie Angst, die Worte laut auszusprechen.

    Das Auge zog sich leicht zurück und schien nachdenklich zu werden, ein merkwürdiger Ausdruck des Innehaltens, der seinen irisierenden Glanz matt erscheinen ließ. „Es ist möglich,“ murmelte es schließlich, „aber wir müssen vorsichtig sein. Wir wissen nicht, welche Konsequenzen das Erwachen deiner Kräfte haben könnte.“


    Rin ließ die Worte in sich wirken, blätterte schweigend ein paar Seiten ihres Buches durch, doch dann griff sie nach einem Stück Stoff. Bedächtig band sie es sich um die Augen, ihre Finger zitterten leicht dabei.

    „Auge,“ begann sie leise, ihre Stimme von einer leisen Beklommenheit durchzogen, „ich weiß, das mag merkwürdig erscheinen. Du hast mich vor meiner Blindheit bewahrt, aber… fürs Erste darf niemand wissen, dass ich wieder sehen kann.“ Ein Anflug von Besorgnis schlich sich in ihre Worte, als sie ihre Beweggründe kaum verbergen konnte.

    Das Auge hielt einen Moment inne, dann schien es zu verstehen. Seine irisierenden Farben spielten auf seiner Oberfläche in einem wohlwollenden Muster, das wie ein Lächeln wirkte. „Keine Sorge,“ erwiderte es mit sanfter Heiterkeit. „Ich werde mich für andere unsichtbar machen. Niemand wird merken, dass ich hier bin.“ Ein leises Lachen schwang in seiner Stimme mit. „Aber… du wirst dich wohl an mein Geplapper gewöhnen müssen,“ fügte es schelmisch hinzu.


    Rin atmete tief durch und erhob sich schließlich von ihrem Platz. Die ungewohnte Klarheit ihrer Sicht ließ sie einen Moment lang stocken, doch sie hielt das Tuch fest um ihre Augen gebunden. Mit einigen vorsichtigen Schritten bewegte sie sich in Richtung Tür. Ein oder zwei sanfte Schubser vom Auge halfen ihr auf den Weg zurück zur Taverne, als ihre Unsicherheit auf den Beinen sichtbar wurde.

    Obwohl sie immer noch zögerlich lief, spürte sie tief in sich eine neue Entschlossenheit. Die Vorstellung, die Welt um sich herum mit eigenen Augen zu sehen, erfüllte sie mit einem neuen Mut, als hätte das Licht, das sie so lange entbehrt hatte, sich tief in ihr Herz gebrannt.


    In der dämmrigen Stille der Taverne saß Forest entspannt am Tresen, die Ellbogen locker aufgestützt, während er sich in ein tiefes Gespräch mit Byarn vertieft hatte. Die beiden tauschten leise Worte und leises Lachen aus – eine Art vertraute Routine, die sie in den ruhigen Stunden der Nacht pflegten. Die warm flackernden Kerzen warfen lange Schatten über die leeren Tische und Stühle, die bis zum Morgen verlassen bleiben würden. Rin wusste, dass zu dieser späten Stunde selten jemand die Taverne betrat. Die meisten Bewohner des Dorfes schliefen bereits, um für die Arbeit am nächsten Tag gerüstet zu sein, und niemand wollte den Wirt mitten in der Nacht stören.


    Ah, Rin ist wieder da,“ bemerkte Byarn schließlich und nickte in ihre Richtung. Seine tiefe Stimme schwang freundlich und überrascht zugleich, und Rin stockte einen Moment. Sie konnte ihn klar und deutlich verstehen, jedes einzelne Wort. Ein Schauer lief ihr über den Rücken – die vertrauten Stimmen klangen so anders. Sie konnte seine Sprache verstehen.


    Zögerlich streckte sie ihre Hand aus, unsicher, wie vertraut oder befremdlich ihr der Raum nun vorkommen würde. Doch sofort wurde ihre Hand von Forest ergriffen. Sein Griff war fest, warm und beruhigend, und mit einem sanften, fast schon beschützenden Zug zog er sie zu sich heran.


    Fortsetzung folgt...

    Keine Vision  

    Die Geister schreien über die Insel, ihre klagenden Schreie mischten sich mit dem heulenden Wind. Rin hob den Kopf zum Himmel und spürte ein seltsames Ziehen in ihrer Brust. Plötzlich durchbrach ein gigantisches Objekt die Wolkendecke und stürzte zur Erde. Der Boden unter ihr bebte, als das kolossale Ungetüm einschlug. Flammen und Rauch umgaben es, und das Metall knirschte und ächzte unter der Wucht. Zahnräder drehten sich hektisch, Dampf zischte aus jeder Ritze, und das Getöse war betäubend.


    Rin seufzte und rollte genervt mit den Augen. Sie kniete sich wieder auf die trockene Erde und zog weiter das widerspenstige Unkraut, welches hartnäckig zwischen den kargen, rissigen Furchen wuchs. Ihre Hände waren bereits schmutzig und blutend von den unzähligen Versuchen, diese Biester zu entfernen aber es gab kaum Fortschritt.

    Plötzlich hörte sie ein Husten, gefolgt von einem lauten Stolpern und Gepolter. Sie drehte sich um und sah eine Gestalt, eingehüllt in einen dichten, dunklen Nebel. Mit einer raschen Handbewegung wischte Rin die Luft vor sich weg, und die Gestalt wurde, wie von einer unsichtbaren Kraft erfasst und gegen eine der bröckelnden Steinmauern geschleudert. Der Boden unter ihren Füßen bebte erneut, und für einen Moment blitzte ein triumphierendes Schmunzeln über Rins Gesicht.


    Wie oft hatte sie das in den letzten Wochen schon getan? Die Vision war immer die gleiche und wiederholte sich in einer endlosen Schleife. Es war, als ob sie in einem Kreislauf gefangen war, einem Albtraum, der sie zunehmend zermürbte. Langsam begann es ihr auf die Nerven zu gehen.

    „Was für eine Wucht“, hörte sie plötzlich seine tiefe Stimme, die sich wie kalter Rauch in ihr Ohr schlängelte. Gleichzeitig so neugierig und belustigt. Rins sanftes Lächeln kehrte zurück, und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Acker vor ihr zu. Ihre Gedanken drifteten ab, und sie fragte sich, wann sie ihm endlich begegnen würde. Dem Menschen, den sie so oft in ihren Visionen gesehen hatte und dessen Präsenz sie jetzt so deutlich spürte. Wann würde das Schicksal sie beide wirklich zusammenführen?


    Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, wie er jede ihrer Bewegungen verfolgte. Wieder einmal konnte sie nicht anders, als sich vorzustellen, wie sie ihm eines Tages begegnen würde. Wie würde das Gespräch beginnen? Wie er versuchen würde, eines Tages zu ihr zu kommen. Würde der Krake ihn dann nicht aufhalten? Vielleicht würde das groteske Flugschiff, das er steuerte, deswegen vom Himmel stürzen, bevor er überhaupt den Boden sehen konnte. Sie stellte sich vor, wie er dann vor ihr stünde, seine Kleidung völlig unpassend für ihre Heimat. In ihren Visionen hatte sie diesen Moment oft gesehen.


    Vor der weißhaarigen Frau steht dieser Mann, der aussieht, als wäre er direkt aus der gegenteiligen Welt entsprungen. Sein gesamtes Erscheinungsbild wirkt wie eine Mischung aus pragmatischer Funktionalität und abenteuerlichen Charme. Die Stoffe sind dunkelbraun, grob gewebte, durchzogen von fleckigen Ölen und Rußspuren, perfekt geeignet für das harsche Klima einer Wüste. Jede Falte seines abgetragenen Mantels erzählt Geschichten von Abenteuern und Strapazen, von endlosen Wanderungen durch karge Landschaften und endlosen Stunden in Werkstätten, die von den Klängen lauter Maschinen erfüllt sind.


    Ledertaschen und Gürtelschlaufen voller Werkzeuge klappern leise bei jeder seiner Bewegungen. Seine Stiefel, aus dickem Leder gefertigt und mit metallischen Verstärkungen versehen, scheinen dafür gemacht, unwegsames Gelände zu durchqueren. Sie sind robust und zeigen die Abnutzung vieler Reisen. Ihre Sohlen, zerkratzt und von Staub bedeckt. An seinen Händen abgenutzte Lederhandschuhe, die einst schwarz waren, aber nun einen grauen Farbton angenommen haben, durchzogen von kleinen Rissen.


    Sein Gesicht ist von einer metallischen Maske verdeckt, die nur den Umriss seiner markanten Züge erahnen lässt. Die Maske selbst ist kunstvoll und funktional zugleich. Aus poliertem Metall mit feinen Gravuren, die bei näherer Betrachtung wie Zahnräder und komplizierte mechanische Muster wirken. Sie verbirgt seine Augen hinter getönten Linsen, welche das Licht reflektieren und gleichzeitig tiefste Geheimnisse wahren. Doch obwohl seine Augen unsichtbar bleiben, strahlt eine unübersehbare Neugier von ihm aus. Es ist eine fast greifbare Energie, die um ihn herum vibriert, als würde er mit jedem Atemzug die Welt um sich herum analysieren, untersuchen, begreifen wollen.


    Seine Haltung ist rau und einschüchternd. Er bewegt sich mit der Selbstverständlichkeit eines Mannes, der mehr als einmal sein Leben in unwirklichen Umgebungen behaupten musste. Sein Körper ist angespannt, bereit für jede Herausforderung, die auf ihn zukommen könnte. Er steht aufrecht, mit einem leichten Vorwärtsneigen. Als wäre er stets darauf vorbereitet, auf etwas oder jemanden drauf zuspringen, immer auf der Hut vor einer unsichtbaren Gefahr.

    Doch trotz seiner einschüchternden Erscheinung und der mechanischen Kälte, die die Maske ausstrahlt, liegt in seiner Haltung ein gewisser Frieden. Seine Kopfneigung, das leichte Kippen zur Seite, deutet auf mehr als nur Überleben hin. Es ist die Geste eines Forschers, eines Abenteurers, der auf etwas völlig Neues gestoßen ist. Die Art, wie er sie betrachtet, so ruhig und doch intensiv, zeugt von einem Mann, der fasziniert ist und mehr erfahren will. Es ist, als ob er durch die undurchsichtigen Linsen seiner Maske hindurch jeden ihrer Züge studiert, sich jedes Detail ihrer Erscheinung einprägt, und hinter der metallenen Fassade glüht die Wissbegierde eines Entdeckers, der begierig darauf ist, das Geheimnis zu lüften, welches vor ihm steht.


    Langsam stand Rin auf und machte sich auf den Weg zu dem nahegelegenen Fluss. Nach dieser intensiven Vision fühlte sie sich erschöpft und bereit, den Tag hinter sich zu lassen. Sie kniete sich in das saftige, grüne Gras am Ufer und tauchte ihre Hände ins kühle Wasser, wusch sich den Schmutz von den Fingern und blickte in das sanft strömende Gewässer. Die Sonne spiegelte sich in dem klaren Wasser und erzeugte glitzernde Lichteffekte, die über ihr Gesicht tanzten. Sie löste ihr gebundenes Haar, das wie ein silberner Schleier über ihre Schultern fiel, und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Als sie sich nach vorne beugte, um einen Schluck von dem erfrischenden Wasser zu nehmen, spürte sie plötzlich, wie eine Hand ihre Bewegung stoppte.

    Ein dicker, schmutziger Lederhandschuh umklammerte fest ihr Handgelenk und hielt sie zurück.


    „Du kannst das Wasser doch nicht ungefiltert trinken,“ erklang diese tiefe, besorgte Stimme. Rin blickte überrascht auf und sah diesen Fremden neben sich. Ihre leuchtenden Augen, wie kostbare Opale, funkelten in der Sonne, und für einen Moment war sie wie gebannt von der Erscheinung. Es war, als ob ihre Vision sie diesmal nicht loslassen wollte, als wäre der Mann wirklich hier, aus ihren Träumen herausgetreten und direkt vor ihr.

    Belustigt über ihre eigene Vorstellungskraft schüttelte Rin den Kopf. Sie richtete sich langsam auf und kniete direkt vor ihm, der in einer halb hockenden Position verharrte. Vorsichtig legte sie ihre freie Hand auf die Brust des Mannes und spürte die harte Textur seines Anzugs unter ihren Fingern.

    „Sorgen zu zeigen ist eine schöne Eigenschaft,“ flüsterte sie sanft. Ihre Stimme, kaum mehr als ein Hauch im Wind. Dabei blickte sie auf ihren umschlungenen Arm.


    Der Mann, durch seine dunklen Gläser der Maske blickend, folgte ihrem Blick zu seinem eigenen Griff und ließ sie sofort los. Er trat einen Schritt zurück, unsicher, wie er auf diese unerwartete Begegnung reagieren sollte. Sein Blick wanderte zu der Frau, die inmitten des hellgrünen Grases kniete, neben dem funkelnden blauen Fluss, und ihn ansah, als wäre er nur eine Illusion. Ein Flüstern des Windes. Er konnte das Gefühl, das ihn durchströmte, nicht einordnen. War es Überraschung, Neugier oder doch etwas anderes?

    Ihre Blicke verharrten für einen Moment, beide neugierig aufeinander. Er hatte nicht erwartet, jemanden auf dieser abgelegenen Insel zu finden, geschweige denn jemanden wie sie. Eine mysteriöse Frau mit einer Präsenz, die ihn ebenso faszinierte wie verwirrte.

    „Filter...“, murmelte sie leise, als würde sie das Wort auf ihrer Zunge abwägen. Jede einzelne Silbe für sich kosten. Als könnte sie so besser verstehen, was er damit meinte. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte Konzentration und leichte Verwirrung wider, während sie das unbekannte Konzept zu erfassen versuchte. Falten legten sich über ihre Stirn, und ihre Augen verengten sich, als sie in Gedanken versunken über den Sinn dieses Wortes grübelte. Doch plötzlich, wie von einer unsichtbaren Eingebung getroffen, löste sich ihr Blick von seiner Gestalt und wanderte nach oben, in die endlose Weite des Himmels. Als suchte sie dort eine verborgene Antwort.


    „Also ein Schutz gegen Krankheit... interessant“, sagte sie schließlich, und ihre Stimme klang nun klarer und durchdrungener von Verständnis. „Nein, der Fluss bewegt sich, der ist sicher.“ Während sie sprach, straffte sie ihre Schultern und richtete sich vollständig auf. Ihr Körper wirkte jetzt selbstbewusster, ihre Bewegungen geschmeidiger, als sie vor ihm stand und ihn direkt ansah.

    Rin war überzeugt von ihrer Einschätzung. Der Fluss, dessen klares Wasser in sanften Strudeln dahinfloss, schien ihr in seiner ununterbrochenen Bewegung Sicherheit zu bieten. Sie glaubte an die Reinheit des Wassers, die sie sowohl spürte als auch sehen konnte. Die ungezähmte Natur dieser Welt hatte ihr beigebracht, auf ihre Instinkte zu vertrauen, und das tat sie auch. Sie nahm einen tiefen Atemzug, ließ den Blick über seine geheimnisvolle Maske gleiten.

    Der Kontrast zwischen ihnen beiden hätte nicht größer sein können.


    Sein Atem stockte hörbar. Er sah nun ihre komplette Ausstrahlung. Sie wirkte wie eine Gestalt aus einer Sage, von einer unschuldigen Schönheit, die an eine Göttin erinnert. Ihr Haar, strahlend weiß und in sanften Wellen fließend, fällt in einem schimmernden Vorhang über ihre Schultern und reichte ihr bis fast zu ihrer Taille. Es glänzte im Licht, als ob jedes einzelne Haar Mondlicht eingefangen hätte. Es schien fast zu leuchten, wenn sie sich bewegte.

    Rins Augen, groß und klar, erfüllt von einer kindlichen Neugier, als würde sie die Welt zum ersten Mal in all ihren Farben und Formen sehen. Sie blickte den Fremden an, durchdringen ihn beinahe, als würden sie nach etwas suchen, was jenseits des Sichtbaren liegt. Es war ein Blick, der zugleich unschuldig und wissend ist. Als trüge der Fremde das Geheimnis des Universums in sich.


    Sie trug ein fließendes Kleid in Mauve, das sanft ihre zarte Figur umspielt. Der Stoff ist leicht und luftdurchlässig, wie aus feinstem Chiffon oder Seide, und bewegt sich bei jedem ihrer Schritte wie ein sanfter Windhauch. Die Schultern sind leicht entblößt, während der Rest des Kleides in sanften Falten bis zu ihren Füßen fällt, sich um ihre schlanken Beine schlingt und ihre Bewegungen begleitet.

    Der Schnitt des Kleides ist schlicht und doch elegant, mit zarten, goldenen Akzenten entlang der Ränder und einem fein gearbeiteten Gürtel, der ihre Taille betont. Die Mauvefarbe des Stoffes kontrastiert sanft mit ihrer alabasterfarbenen Haut und verleiht ihr eine ätherische Aura, als würde sie von einem inneren Licht durchflutet.


    Ihre Füße sind in einfachen Sandalen gebunden und jedes ihrer Schmuckstücke, ob Armbänder, Ringe oder Ohrringe, sind dezent und geschmackvoll, aus feinem Gold gefertigt und mit Diamanten und Amethysten verziert. Ihre gesamte Erscheinung strahlt eine zeitlose Schönheit und eine unergründliche Reinheit aus, die den fremden Betrachter unwillkürlich in ihren Bann zieht. Es ist, als ob sie aus einer anderen Welt stammt. Eine Göttin in menschlicher Gestalt, deren unschuldige Ausstrahlung und Präsenz die Luft um sie herum verzaubert.

    Sie hatte ihn schon so oft in ihren Visionen gesehen, doch diesmal erschien er ihr so deutlich, als stünde er tatsächlich vor ihr. Seine Anwesenheit war zu klar, zu real, und sie konnte den bohrenden Blick durch die dunklen Gläser der Maske beinahe körperlich spüren. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie wandte sich abrupt von ihm ab, als wäre er nichts weiter als ein lästiger Tagtraum, den man ignorieren konnte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass diese Visionen entweder endlich Realität worden oder für immer verschwanden. Ein Augenblick der Ruhe, das war alles, was sie wollte.


    Rin seufzte leise und machte sich auf den Weg, den sie vor einigen Wochen mühsam freigeräumt hatte. Er führte zu ihrem Lieblingsplatz, einem kleinen Pavillon am Meer, dessen Holz vom salzigen Wind gegerbt und vom Sand geglättet war. Dort angekommen, setzte sie sich auf eine der alten, mit Stoff überzogenen Bänke, die trotz ihres hohen Alters erstaunlich gut erhalten waren. Sie nahm eines der verstreut auf dem Boden liegenden Bücher zur Hand und schlug es auf, bereit, sich in dessen Seiten zu verlieren. Doch bevor sie auch nur ein Wort lesen konnte, bemerkte sie eine Vision über einen Apfel, der vom Tisch zu fallen drohte. Instinktiv hob sie die Hand, und in der nächsten Sekunde schwebte der leuchtend rote Apfel in ihre offene Handfläche, als hätte er es selbst so gewollt.


    Lächelnd betrachtete sie die glänzende Frucht. „Warum kann er nicht einfach wie der Apfel sein?“, flüsterte sie leise zu sich selbst und biss in das saftige Fleisch des Apfels.


    Der Mann folgte ihr in einigem Abstand, als wäre er in einen merkwürdigen Traum gefangen. Jeder seiner Schritte war langsam und bedächtig, seine Augen nahmen jedes Detail in ihrer Umgebung in sich auf. Er beobachtete die Pflanzen, die sich auf wundersame Weise neigten, um die Frau auf ihrem Weg nicht zu behindern. Er studierte die Insekten, die in der Luft flogen und an ihm vorbei schwirrten. Und er sah zu, wie sie, ohne hinzuschauen, den Apfel auffing, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.

    War das Zufall? Oder einfach nur eine weitere unerklärliche Bewegung der Dame, die er kaum verstand? Fasziniert und zugleich trat er skeptisch näher an sie heran. Sein Schatten fiel auf ihre schmale Gestalt und verdunkelte den Boden um sie herum.

    „Nun, lass es endlich. Ich kann das nicht mehr ertragen!“, platzte es plötzlich aus ihr heraus. Ihre sonst so ruhige Fassade zerbrach, und in einer impulsiven Bewegung warf sie den Apfel in seine Richtung. Der Wurf war überraschend kraftvoll, als ob die Luft selbst den Apfel in seiner Flugbahn unterstützt hätte. Der Apfel traf ihn direkt in den Bauch.


    Der Mann sah verwirrt hinunter auf die zerschmetterten Reste der Frucht, die jetzt zu seinen Füßen lagen.

    „Ich glaube, ich habe die Wucht des Apfels mehr gespürt als den Wurf von vorhin. Wie machst du das?“, fragte er, während er die Stücke der zerbrochenen Frucht mit einem merkwürdigen Interesse betrachtete.

    Rin antwortete nicht sofort. Sie sah ihn nur an, und ihre Augen glühten vor Emotionen, die unruhig zwischen Frustration und Neugier hin und her sprangen. Der Sturm in ihrem Inneren, der eben noch tosend ihre Gedanken beherrscht hatte, schien für einen kurzen Augenblick zur Ruhe zu kommen. Sie versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war, und was es bedeutete.


    „Du... du stehst wirklich vor mir“, flüsterte sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein Atemzug. Ihr Tonfall war durchtränkt von einer Mischung aus Staunen und Unglauben, als könnte sie nicht fassen, dass die Gestalt, die sie so oft in ihren Visionen gesehen hatte, jetzt tatsächlich vor ihr stand. Ihre Augen suchten sein Gesicht, auch wenn es hinter der Maske verborgen war, in der Hoffnung, irgendeinen Ausdruck, irgendeinen Hinweis zu finden, der ihr das Gefühl bestätigen könnte, dass dies alles real war.


    Der Mann, immer noch von dem unerwarteten Treffen und der Kraft ihres Wurfs überrascht, blieb stehen. Er spürte die Intensität ihres Blicks auf sich, als ob sie bis auf den Grund seiner Seele sehen könnte. Seine eigene Verwunderung spiegelte sich in den tiefen Schatten seiner Maske wider. Es war, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen, gefangen in einem seltsamen Tanz aus Realität und Fantasie.

    „Ja, ich bin wirklich hier“, antwortete er schließlich, seine Stimme ruhig und tief, doch leicht zögernd, als ob er selbst noch nicht richtig sicher war, was sie gerade fragte. Hatte sie Wahnvorstellungen?


    Fortsetzung folgt…


    Das Grünspan Auge


    Während der Tag verging, fühlte Rin eine stille Entschlossenheit in sich aufkeimen. Sie wusste, dass das, was sie vorhatte, gegen Forests Wünsche und Bedenken verstoßen würde. Aber es war eine Entscheidung, die sie allein treffen musste. Es war ihre Suche nach Antworten, ihre Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Identität und ihrem Schicksal. Es war ihre Entscheidung.

    Sie hatte in dem alten Buch gelesen, dass es ein Ritual gab, das ihren Hellseherteil zu ihr zurückbringen sollte. Es war eine gefährliche und riskante Handlung, von der sie wusste, dass sie Konsequenzen haben könnte. Doch der Gedanke daran, wieder vollständig zu sein, wieder sehen zu können und wieder ihre Fähigkeiten zu haben, trieb sie voran. Sie sehnte sich danach, ihre Vergangenheit zu verstehen und zu akzeptieren, selbst wenn sie dadurch dunkle und unheimliche Aspekte in sich selbst hervorrief.

    Die Weißhaarige verkündete Forest ihren Wunsch, den Abend allein zu verbringen. Er ließ sie widerwillig ziehen, obwohl er ein ungutes Gefühl dabeihatte. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, sie zu kontrollieren, nur weil sie blind war. Daher gewährte er ihr die Freiheit, auch wenn es ihm schwerfiel.


    Rin nahm das Buch mit sich und begab sich in die Dunkelheit der Nacht. Die Unsicherheit begleitete sie auf ihrem Weg zum Hafen, während sie vorsichtig tastend nach dem Schiff von Forest suchte. Jeder Schritt war von Zweifeln begleitet, während sie die Schiffe erfühlen musste, um ihr Ziel zu finden.

    Endlich erreichte sie das vertraute Schiff von Forest und begab sich in die kleine, beengte Kajüte. Dort breitete sie das Buch vorsichtig aus, als ob es ein düsteres Geheimnis in sich barg. Rin führte ihre Hände über die Seiten, um sich noch einmal zu vergewissern, dass sie die Texte richtig verstanden hatte. Jeder Satz, den sie ertastete, ließ eine gewisse Beklemmung in ihr aufsteigen.


    Die Atmosphäre in der Kajüte war erfüllt von einer bedrückenden Stille. Rin spürte, wie die Dunkelheit der Nacht ihre Gedanken umgarnte und eine unheilvolle Aura um sie herum schuf. Sie bereitete alles für das bevorstehende Ritual vor, wobei ihre Hände leicht zitterten. Die Kerzenflammen warfen tanzende Schatten an die Wände und schienen die finsteren Geheimnisse des Buches widerzuspiegeln. Sie selbst fühlte nur die Wärme der Leuchtmittel, was ihr ein klein bisschen halt gab.

    In diesem Moment war Rin von einer Mischung aus Furcht und Entschlossenheit erfüllt. Sie wagte es, einen Pfad zu beschreiten, von dem sie keine Ahnung hatte, wohin er führen würde. Die düsteren Prophezeiungen und die verborgenen Mächte des Buches verliehen dem Raum eine bedrohliche Atmosphäre. Doch sie war bereit, ihre Seele dem Unbekannten preiszugeben und die Konsequenzen zu tragen.


    Ein letztes Mal ließ sie ihre Finger über die Worte gleiten, die sie im Dunkeln erfühlte, um sicherzugehen, dass sie bereit war. Die Dunkelheit umhüllte sie, als sie sich dem Ritual hingab, und ihre Entscheidung ließ den Raum mit einer schweren und unheilvollen Stimmung erfüllt sein. Während das Ritual begann, fühlte Rin, wie die Schatten der Vergangenheit sie umgaben. Die Finsternis nahm Besitz von ihrem Geist und ihre Gedanken wurden von düsteren Vorstellungen verschlungen. Doch sie kämpfte gegen die aufkommende Verzweiflung an, während sie sich in einem Strudel aus Angst und Hoffnung verlor.


    Als Rin nach dem Ritual ihre Augen öffnete, wurde sie von einem Strudel aus tausend Bruchstücken von Vorhersagen umhüllt, die wie glühende Funken auf sie niederprasselten. Jedes dieser Bruchstücke trug eine einzigartige Vision der Zukunft in sich, die in ihrem Geist explodierte und eine Flut von Gefühlen freisetzte. Es war, als ob sie von einem leidenschaftlichen Sturm erfasst wurde, der sie durchdrang und ihre Sinne mit einer überwältigenden Vielfalt von Emotionen überflutete.

    Als dieser Sturm an ihr vorbei zog merkte sie wie alles verschwommen war, aber nach und nach formte sich vor ihr ein zartes Bild.


    Sie konnte wieder sehen!


    Es war, als würde ein Schleier von ihren Augen genommen und eine neue Welt enthüllt sich vor ihr. In der Kajüte, die sie bisher nur in ihrer Vorstellungskraft erahnen konnte, erblickte sie nun die Realität. Das Licht der Kerzen tanzte auf den Holzwänden, während der sanfte Duft von Seeluft in ihre Nase strömte, die von einer kleinen Luke kam. Die Farben der Gegenstände nahmen klare Konturen an, und Rin konnte die feinen Details wahrnehmen, die sie so lange vermisst hatte.

    Sie sah die alten Bücher, die das Wissen vergangener Zeiten in sich trugen. Die Karten und Navigationsinstrumente, die Forest bei seinen Reisen verwendet hatte, offenbarten sich ihr in ihrer ganzen Pracht. Das Gemälde an der Wand zeigte eine stürmische See und ließ die Wellen förmlich zum Leben erwachen.

    Und dann erblickte sie etwas, was ihr den Atem nahm, Ein kopfgroßes Auge, eingebettet unter einem wirren Haufen von Büchern und Artefakten. Rin war fasziniert und überrascht zugleich, als sie es entdeckte. Die Atmosphäre im Raum war wie ein Luftzug, als das Auge plötzlich zu ihr sprach, seine Stimme warm und sanft wie ein Hauch von Nebel in der Luft:


    "Hey meine Liebe, bist du diejenige, die mich herbeigerufen hat? Könntest du mir vielleicht helfen? Diese Bücher sind ganz schön schwer."


    Fortsetzung folgt...

    Spicy Content


    Trost in der Zweisamkeit


    Tag für Tag. Woche für Woche. Monat für Monat.


    Rin saßen oft in der Taverne von Byarn und versuchten, die Worte des Buches zu entschlüsseln. Rin führte ihre Finger behutsam über die Seiten, während Forest sich mit dem Schankwirt unterhielt oder Geld für die beiden verdiente, er fühlte sich weniger hilfreich. Er nahm wie ein Söldner Aufgaben an, damit beide sich bei der Taverne keine Schulden zu Last tragen.


    Doch je weiter die Weißhaarige in die Tiefen des Buches vordrangen, desto mehr beunruhigende Passagen enthüllten sich ihr. Es waren dunkle Magie und grausame Rituale beschrieben, die eine destruktive Kraft in dieser Welt entfesseln konnten. Rin spürte, wie ein Unbehagen in ihren Aufstieg. Selbst Forest, der sie stets beschützt und unterstützt, begann sich Sorgen zu machen. Jede Mimik von ihr ein paar Tische weiter, machten ihn Ratlos und sorgsam.


    Während die langen Monate vergingen und es kälter draußen wurde, so wurde das Buch eher zu einer Quelle der Furcht als der Hoffnung.

    Rin erkannte, dass sie einst mit Kräften in Berührung gekommen war, die nichts Gutes verhießen. Die Erinnerungen, die damit einherkommen, wurden von einer düsteren Aura umgeben, und sie begann zu fürchten, was dieses Buch mehr offenbart als es sollte. Rin konnte nicht sagen, ob dieses Buch lügen beinhaltet oder die Wahrheit sprach.


    Zwischen der düsteren Darstellung der Göttlichen 12 fanden sich Aufzeichnungen von grausigen Kriegen vor, in denen ihr Vater als kaltes Monster dargestellt wurde. Sie selbst kannte nur den Frieden, hatte sie als Kind Geschichten gehört, in denen ihr Vater als der Gute dargestellt wurde. Die Erkenntnis über die hier dargestellte Boshaftigkeit ihres Gottes könnte jedoch seine Handlungen erklären - ihre Verbannung und die Beraubung ihres Augenlichtes.


    Rin las weiter, Seite um Seite, als sie an einen Teil angelangte, der über sie schrieb. Ihr Tränen flossen unaufhaltsam. Die Worte auf dem Papier gruben sich tief in ihre Seele und rissen alles Vertraute und Geliebte mit sich. Einsamkeit und Verzweiflung erfüllten ihr Herz, während sie die grausigen Beschreibungen über sich selbst las. Sie fühlte sich wie ein verlorenes Monster, das von ihrem eigenen Vater benutzt worden war.

    War sie eine verheerende Waffe, belastet mit Wissen, das nie für sie bestimmt war.


    Die Realität zerbrach vor ihren Augen, und die Worte auf den Seiten des Buches verursachten eine unvorstellbare Leere in ihrem Inneren. Ihre zitternden Hände versuchten verzweifelt, die Wahrheit zu greifen oder die Lüge darin zu lesen, während die Fragen in ihrem Kopf tobten.

    Hatte sie jemals wahre Liebe und Zuneigung erfahren? Oder war alles nur eine Lüge, um sie zu manipulieren?

    Die Tränen vermischten sich mit ihrer Trauer, während Rin sich in ihrer Einsamkeit verlor.

    Dämon.


    Die Erkenntnis traf sie wie ein vernichtender Schlag. Sie war ein Dämon, sie war nie ein Halbgott.

    Die Worte hallten in ihrem Verstand wider, während sich ein Gefühl der Verzweiflung und des Schreckens in ihr ausbreitete. Ihre Hand zitterte, als sie das Buch festhielt, als wäre es ein Beweis für ihre eigene Verdammnis. Alles, was sie kannte, schien in Trümmern zu liegen, und sie fand keinen Ausweg aus diesem tiefen Abgrund ihrer Gedanken.

    Da fühlte sie eine raue, von Rinde umgebene Hand auf ihrer Schulter. Ihr Kopf hob sich langsam, obwohl sie nur die Schwärze um sich herum wahrnahm, und dennoch spürte sie, dass jemand dort stand - Forest.

    Seine Anwesenheit allein brachte einen gewissen Trost und Ruhe in ihre verstörte Welt. Seine Worte drangen zu ihr durch, wie ein sanfter Hauch inmitten der Dunkelheit.


    "Es wird alles wieder gut. Ich bin da.", er konnte nicht wissen, was sie gerade gelesen hatte, aber in diesem Moment, während er mit dem Barkeeper über seine Abenteuer auf See sprach, sah er aus der Ferne, das die Weißhaarige immer mehr in sich ein ging. Er löste ihr Gedankenchaos, mit seiner bloßen Anwesenheit. Rin fühlte, ein Schimmer von Leichtigkeit in ihrem Inneren regte.

    In den nächsten Tagen beschlossen Rin und Forest, das Buch vorerst beiseitezulegen und sich in Avalon abzulenken.


    Gemeinsam erkundeten sie die Straßen, flankiert von Fachwerkhäusern und kleinen Läden, in denen Handwerker ihre Waren anboten. Rin spürte den rauen Griff der Steine unter ihren Füßen und hörte das rhythmische Hufgetrappel der Pferde, die durch die Straßen zogen. Gemeinsam erkundeten sie die engen Gassen, die von blühenden Blumen und dem Duft von frisch gebackenem Brot erfüllt waren und vermischte sich mit dem Geruch von Stroh und Erde. Forest beschrieb ihr lebhaft die prächtigen Gewänder der Adligen, die durch die Straßen flanierten, und die kunstvollen Verzierungen der verschiedenen Gebäude, die sie passierten. Rin konnte die Stoffe und Stickereien förmlich unter ihren Fingern spüren, während Forest ihr davon erzählte. Sie besuchten den belebten Marktplatz, auf dem Händler ihre Waren feilboten. Rin lauschte den lautstarken Rufen der Händler und dem Gemurmel der Menschenmenge, die sich dort versammelt hatte. Sie konnte schon ein paar Worte verstehen.

    Gemeinsam kosteten sie von herzhaften Speisen und süßen Leckereien, die von den Marktständen angeboten wurden. In einem kleinen Garten rund um die Bibliothek verweilten sie unter den Schatten spendenden Bäumen. Rin konnte das Rascheln der Blätter hören und den sanften Wind auf ihrer Haut spüren, man merkte das es Kälter wurde. Forest erzählte ihr Geschichten von Abenteuern auf hoher See, während sie sich auf einer Bank niederließen und die friedliche Atmosphäre genossen.

    Inmitten dieser bunten Kulisse der Stadt fanden Rin und Forest Momente der Freude und des Vergessens.

    Rin lehnte sich an ihren Begleiter und genoss die Nähe zu dem Baumhumanoid. Er zog sie noch näher, er wollte um jeden Preis, dass sie sich geborgen fühlte.


    Erst als es spät abends war, standen beide auf und machte sich auf den Weg zum goldenen Mond. Als sie eintraten, schien die Taverne schon längst geschlossen zu haben. Nur noch Byarn fegte den Boden.


    Sie wünschten ihm eine Gute Nacht und begaben sich in ihre Zimmer, das sie nun seit Monaten hatten, wo sie nun so lang schon schliefen, doch heute sollte etwas anders sein.


    “Forest?”, flüsterte Rin leise an den Braunhaarigen lehnend. Er blickte zu ihr runter, sagte nicht ein Wort. Doch Sie wusste das er ihr zuhörte.

    “Schlaf mit mir.”, Ihre Wangen wurden rosa, was sein Körper sogleich erwiderte. Er glich nun einer Tomate. “Du willst mit mir schlafen?”, fragte er mit einer hohen quickenden Stimme. Rin kicherte und nickte sanft.

    Etwas tollpatschig zog Forest unbeholfen seinen Umhang und sein Hemd aus während Rin sich auf ihr Bett setzte. Wartend auf Forest.


    Dieser betrachte die weißhaarige Schönheit im hereinfallenden Licht. Ihr Haar funkelte sanft bei dem Vollmond. Ihre Augen suchte nach ihm und ihre noch immer leicht geröteten Wangen wurden nur noch intensiver als Forest zu ihr trat. Sie legte ihre Hand sanft an seine Taille.


    “Rin?”, fragte er leise, doch sie schüttelte nur ihren Kopf. Sie wollte nicht das er jetzt sprach. Seine Hand hob sich, um zart über ihre Wange zu streichen. Sie schloss die Augen und lehnte sich in seine Berührung, ein leises Seufzen entrann ihren Lippen. Diese feine Geste von ihm, ließ ihr Herz zum tausenden mal höherschlagen.
    Ohne ein Wort zu sagen, drängte er sie sanft nach hinten, bis sie auf dem Bett lag.

    Seine Lippen legte sich sanft auf ihre. Seine starken Hände erkundeten jede Kurve ihres Körpers, während er langsam begann, ihre Kleider zu entfernen. Sie antwortete auf seine Berührungen mit kleinen, sehnsüchtigen Bewegungen.


    Forest küsste wieder die, nach ihm verlangende, Frau und genoss jede Minute, dem er ihr den Atem stehlen konnte. Jede Berührung war ein Versprechen, jeder Kuss ein brennendes Verlangen. Seine Hand glitt in ihr Haar, zog sie sanft näher, während ihre Arme um seinen Nacken schlangen. Ihre Herzen schlugen im Einklang, als sie gemeinsam in die Ekstase glitten, ein Moment purer, ungetrübter Verbindung. Sie hielten sich fest, als ob sie sich nie wieder loslassen wollten, und in diesem Augenblick waren sie wirklich eins.


    Nachdem die Wellen der Leidenschaft abgeklungen waren, lagen sie eng umschlungen da, ihre Atemzüge langsam und gleichmäßig. Er zog sie in seine Arme, hielt sie fest und küsste ihre Stirn, während sie ihren Kopf auf seine Brust legte. Das beruhigende Pochen seines Herzens gab ihr ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.


    Fortsetzung Folgt...

    Braun gebundenes Buch


    Rin wurde an der Schulter gepackt und sie schrie- sofort wurde ihr der Mund zugehalten und sie versuchte sich zu wehren. Ihr gegenüber war aber unglaublich stark, und Rin zu orientierungslos, um sich aus dem Griff zu Schlingen. In ihrer Panik bemerkte sie dennoch wie sich die Hand anfühlte und sie wurde ruhiger.

    Es war Forest!

    Der Baumhumanoid fragte flüsternd, was sie in diesem Raum macht.


    "Mir war langweilig", sagte sie etwas spöttisch und zu gleich erschöpft, und hielt sich an den Baum fest, "Ich bin so gesehen hier mehr oder weniger reingestolpert.", gab sie peinlich berührt zu. Nach einer kurzen stille, seufzte Forest erleichtert auf und nahm Rins Hand, um sie zurück zu ihrer Ecke zu führen. Rin spürte, wie die Anspannung aus ihrem Körper wich und sie überglücklich war, dass es Forest war, der sie auffand. Sie hatte solche Angst gehabt, allein und hilflos in diesem Raum zu sein. Rin lächelte breit und drückte Forests Hand.

    Sie konnte spüren, wie er ihr ein warmes Lächeln schenkte. Zusammen setzten sie sich wieder an den Tisch, um ihre Suche fortzusetzen.

    Im Laufe des Tages saßen die beiden auf einem gemütlichen Sofa, während Forest aus einigen Büchern die Texte übersetzte.


    Rin hörte aufmerksam zu und versuchte, so viel wie möglich von dem Inhalt aufzunehmen.


    Aber trotz intensiver Suche fanden sie an diesem Tag keine Lösung in den Schriften. Sie beschlossen, ihre Suche am nächsten Tag fortzusetzen und machten sich auf den Weg.

    Rin und Forest hatten den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht und nun wurde es langsam dunkel. Sie brauchten einen Platz zum Übernachten. Sie fragten Passanten nach einem Gasthaus, aber jedes Mal schienen die Schlafplätze besetzt zu sein. Irgendwie fühlte sich die Weißhaarige nicht so Willkommen, wie sie anfangs glaubte. Sie hörte die anderen Wesen in einer anderen Sprache immer wieder hinter ihren Rücken flüstern. Sie machte sich sorgen um Forest. Der schien nämlich sehr geknickt zu sein.


    "Forest?", fragte Rin, nachdem sie wieder aus dem Gasthaus gebeten wurden. Sie bekam keine Antwort, aber sie wusste, dass Forest ihr zuhörte.


    "Ist etwas in dieser Stadt vorgefallen?" Sie hörte ein leises Seufzen und spürte den Griff von Forests Hand, der sie immer mitführen musste, damit sie nicht verloren ging. Der Griff wurde fester.


    "Ich bin hier nicht wirklich Willkommen", sprach er leise in ihre Richtung. "Die meisten erinnern sich wegen mir daran, dass hier einmal etwas sehr Fatales passiert ist.", für ihn war das Thema beendet und er zog sie zum nächsten Ort.

    Rin dachte länger über seiner Aussage nach, doch wurde nicht wirklich schlau. Sie glaubte aber auch, so unlesbar wie sie für ihn war, ist er auch für sie.


    Sie kannten sich zu wenig, und sie verstand, wenn er nicht über die Vergangenheit reden will.

    Nach einen langen und stillen weg fanden sie schließlich eine Taverne mit einem Schild, auf dem "Zum goldenen Mond" geschrieben stand. Sie traten ein und ein Mann in seinen 50ern begrüßte sie freundlich. Rin spürte, dass er eine warme Ausstrahlung hatte.

    Der Mann fragte, ob sie einen Platz zum Übernachten brauchten und Forest erklärte, dass sie kein Gasthaus finden konnten, wo noch etwas Frei war. Der Mann bot an, ihnen ein Zimmer im Obergeschoss der Taverne zu geben. Forest waren dankbar für das Angebot und erklärte der Weißhaarigen das sie endlich einen Platz zum Schlafen gefunden haben. Das freute die erschöpfte junge Frau unglaublich.

    Das Zimmer war einfach gestaltet, aber sauber und gemütlich. Der Schankwirt stellte sich als Byarn vor und bat sie, ihm zu sagen, wenn sie etwas brauchten. Sie dankten ihm nochmals und gingen zurück in die Taverne, um etwas zu essen und zu trinken.

    Sie fanden einen leeren Tisch und bestellten Bier und ein warmes Essen. Rin genoss die Kälte des Biers und das Essen war seit ihrer Ankunft in dieser Welt, dass wirklich erste, was aus einer richtigen Küche kam, und sie war überwältigt von dem Geschmack. Sie lauschte den Gesprächen der anderen Gäste, auch wenn sie diese nicht verstand, so konnte sie aber die Energie spüren und das Leben in der Taverne.

    Als sie bezahlten, dankten sich beide bei Byarn noch einmal für seine Gastfreundschaft. Er bat sie, ihm zu sagen, wenn sie länger bleiben wollten. Forest schauten kurz zu Rin und nickte. Sie hatten beide keine Ahnung, wie lange sie in Avalon bleiben würden, und es fühlte sich gut an, einen Ort zu haben, an dem sie Willkommen waren.

    Endlich musste sich Forest keine Sorgen machen, das sie beide die Nächte auf dem Schiff verbringen müssen. Er genoss es zu wissen, dass sie beide in Avalon im warmen Schlafen.

    Rin und Forest streiften weitere Tage durch die Bibliothek, Forest seine Augen waren auf der Suche nach einem Buch, das ihnen helfen konnte. Doch jede Spur, die sie verfolgten, führte sie nur in die Leere und enttäuschende Erkenntnisse. Erschöpfung nagten an ihren Kräften, und Rin spürte den Zweifel in ihrem Inneren aufkeimen.


    War es möglich, das Buch zu finden, das ihnen den Schlüssel zu ihrer Rettung bringen würde?


    Ihre Schritte wurden schwerer, und ihre Hoffnung schwand mit jedem erfolglosen Versuch. Plötzlich hörten sie ein Knistern und sahen auf, als wäre jemand hinter ihnen. Doch der Gang war leer, das erklärte Forest auch der blinden Frau.

    Ein kalter Wind wehte durch die Regale und ließ die Kerzen flackern, zog durch die Ritzen der Bibliothek, wirbelte Staub und Papierfetzen in die Luft und ließ ihre Augen tränen. Forest schaute Rin mit einem besorgten Blick an, als sie spürten, wie die Temperatur weiter sank und eine bedrückende Atmosphäre sie umgab. Plötzlich begannen die Bücherregale zu wackeln und zu klappern, als ob sie von unsichtbaren Händen geschüttelt werden. Rin hielt Forest seine Hand fester, um sich vor dem herumwirbelnden Chaos zu schützen. Einige der Bücher fielen aus den Regalen und landeten mit einem lauten Knall auf dem Boden. Das Knistern und Flüstern in der Luft wurden immer lauter, als ob die Schatten um sie herum zum Leben erwachten. Inmitten des Chaos wagten Rin und Forest einen verzweifelten Schritt in die Richtung der Bücher und der Baumhumanoid griffen nach denen, die ihm zu Füßen lag. Doch jedes Mal, wenn er ein Buch aufheben wollten, entglitt es ihm. Rin kämpfte gegen die Tränen an, während ihre Angst erneut anstieg. Mit jedem weiteren Versuch wuchs die Frustration in dem braunhaarigen Mann, der die Bücher nicht fassen konnte.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit und dem Versuch, griff Forest nach einem alten Buch mit goldenen Verzierungen und einem funkelnden Titel. Alles, was um sie flog und gegen sie kämpfte fiel zu Boden. Plötzlich verstummten das Knistern und das Flüstern in der Luft. Ein Moment später erschienen die Gänge wieder in ihrem gewohnten Zustand, als wäre der Sturm nie dagewesen. Forest konnte es kaum fassen und wusste nicht, wie er es Rin erklären sollte. Die Weißhaarige war dagegen nur erleichtert, dass diese beängstigende Ungewissheit endlich vorüber war.

    Das Knistern und Flüstern in der Luft hatten sich wie eine bedrohliche Symphonie in ihren Ohren angehört, die sie bis ins Mark erschütterte und ihr Verstand malte sich die schlimmsten Szenarien aus.

    Selbst nachdem die Stille wieder eingekehrt war und die Gänge der Bibliothek ihre gewohnte Ruhe zurückerlangt hatten, blieb ein Gefühl der Beklemmung in Rins Brust.

    Forest schaute hinunter auf seine Hände, die das schwere alte Buch fest umklammerten. Seine Finger spürten die raue Textur des leicht gerissenen Ledereinbands, verziert mit goldenen Ornamenten, die im fahlen Licht der Bibliothek einen Hauch von Glanz ausstrahlten. Es war ein Buch von seltener Schönheit, aber auch von geheimnisvoller Fremdheit.

    Als Forest den Blick auf den Titel des Buches richtete, fesselte ihn eine Schrift, die ihm gänzlich unbekannt war. Die Linien und Kurven der Symbole oder Buchstaben waren elegant geschwungen und schienen eine nicht von dieser Welt kommende Sprache zu offenbaren, die nur denen zugänglich war, die diese sprachen lernten, wo auch immer sie herkommt. Es war eine Schrift, die Forest nicht lesen konnte, und doch übte sie eine unerklärliche Anziehungskraft auf ihn aus.

    Vorsichtig griff Forest nach Rins Hand und führte sie behutsam zu dem Buch. Seine Hand umschloss ihre, während er ihre Finger sanft über den geprägten Titel gleiten ließ. Seine Stimme war leise und flüsternd, als er fragte: "Kannst du das Entziffern?"

    Obwohl Rin nicht sehen konnte, was dort stand, so konnte sie aber die Prägungen auf dem Buch spüren und intuitiv verstehen. Die geprägten Symbole auf dem Einband waren in ihrer eigenen Sprache geschrieben.

    In Rins Innerem entfachte sich ein Funken der Aufregung. Sie wusste, dass dieses Buch hier niemals liegend dürfte, niemand sollte ihre Sprache können und doch war es in dieser Bibliothek.

    Mit zittrigen Fingern strich Rin über die geprägten Symbole, ließ ihre Hand über die goldenen Verzierungen gleiten. Rins Herz schlug schneller, als sie die Worte in ihrer eigenen Sprache formte und leise aussprach:


    "Ja, ich kann es entziffern. Es ist meine Muttersprache, dort steht Ianus der Name meines Vaters", ein Hauch von Erleichterung und Hoffnung lag in ihrer Stimme. Forest starte das Buch an wie ein Artefakt. Es war für ihn unglaublich, gar merkwürdig, doch sagen tat er nichts.


    Nicht weit entfernt von Rin und Forest beobachtete eine alte Frau das Geschehen. Ihr Blick war ruhig und durchdringend, während sie das Lächeln auf ihren Lippen nicht verbarg. In ihren Augen spiegelte sich die Weisheit vergangener Zeiten wider. Sie wusste, dass sie das Richtige getan hatte, indem sie Rin dieses Buch anvertraut hatte.


    So wandte sich die alte Frau schließlich ab und verschwand in den Schatten der Bibliothek. Doch ihre Anwesenheit und ihre Zuversicht blieben bei Rin und Forest zurück, um ihnen den Mut zu schenken, den sie brauchten, um den schweren Weg vor ihnen zu beschreiten.


    Fortsetzung folgt…

    Bücherduft


    Als das Schiff von Rin und Forest endlich im Hafen von Avalon ankerte, wurden sie von einer ohrenbetäubenden Geräuschkulisse empfangen. Der Lärm und die Vielfalt der Gerüche in der Stadt waren für sie überwältigend. Überall gab es Stimmen und Musik, das Klappern von Pferdehufen und das Rattern von Wagen. Rin konnte kaum glauben, wie viel los sein musste. Sie sog den Duft von gebratenem Fleisch, Gewürzen und Brot ein, der aus den vielen Gaststätten und Bäckereien in der Umgebung strömte und ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Obwohl sie wusste, dass Avalon eine belebte Stadt war, war sie dennoch überrascht von der Intensität der Lautstärke und dem Pulsieren des Lebens in der Stadt.


    Als Rin und Forest vom Schiff stiegen, wurde Rin von einem leichten Schwindelgefühl übermannt. Die vielen Geräusche und Düfte, die sie vorher nur vom Schiff ausgehört und gerochen hatte, waren jetzt noch viel intensiver. Forest bemerkte ihren Zustand und fragte: „Ist alles in Ordnung, Rin?"


    Rin nickte und lächelte. "Es geht mir gut, ich muss mich nur noch ein bisschen an die Stadt gewöhnen. Es ist so viel los hier."


    Forest lächelte zurück: "Ich verstehe, es ist eine Menge auf einmal. Aber wir haben heute noch eine bisschen was vor uns. Wir müssen in die Bibliothek gehen und herausfinden, wie wir dich wieder hinkriegen."


    Rin nickte zustimmend. "Ja, ich weiß. Aber können wir später noch durch die Straßen schlendern? Ich würde gerne mehr von der Stadt sehen."

    "Natürlich können wir das tun", sagte Forest. "Aber jetzt sollten wir uns auf unsere die Bibliothek konzentrieren und später können wir uns umsehen und einen Schlafplatz finden."


    Sie gingen durch die Straßen, die so voller Leben waren, dass Rin sich fühlte, als würde sie durch eine andere Welt gehen. Sie hörte Verkäufer, die ihre Waren auf den Straßen ausstellten, und Musiker, die ihre Lieder sangen. Rin und Forest gingen weiter, bis sie schließlich die Bibliothek erreichten.


    Rin und Forest durchquerten die gepflasterten Straßen, bis sie endlich vor der majestätischen Bibliothek standen. Der hohe Bau aus Stein und Holz ragte in die Höhe und beeindruckte Forest zu Hundertsten Mal zutiefst. Die schweren Türen öffneten sich mit einem leisen knarzen und sie traten in die große Halle ein. Es war ein atemberaubender Anblick. Überall um sie herum erstreckten sich hohe Regale voller Bücher, die bis zur Decke reichten. Der Geruch von Leder und Papier war überwältigend und Rin konnte förmlich die Magie spüren, die von den Büchern ausging. Der Raum war voller Menschen, die in Büchern und Schriften vertieft waren und ihre leisen Stimmen flüsterten. Rin war fasziniert von der Atmosphäre und ihrem unerschöpflichen Wissen.

    Forest nahm vorsichtige die zarte und dünne Hand der überwältigten Weißhaarigen und führte sie zu einem Tisch in einer ruhigeren Ecke der Bibliothek. Rin tastete sich vorsichtig mit ihren Fingern über die Tischplatte und spürte das glattgeschliffene Holz und den Staub darauf.

    „Was suchen wir jetzt genau?", fragte sie Forest leise.


    Forest erklärte Rin, dass er nun einige Bücher suchen würde und ihr dann daraus vorlesen werde, während sie hier sitzen bleibt. Rin nickte und spürte, wie sich ihre Finger über den rauen Stoff des Stuhls unter ihr bewegten. Sie hatte sich darauf vorbereitet, einige Stunden hier zu sitzen und wartete. Die Zeit verrann langsam, und Rin begann sich in dem stillen Warten zu langweilen. Rin konnte förmlich spüren, wie die Minuten schwerer wurden und sich wie Stunden anfühlten. Sie fragte sich, wie lange Forest wohl brauchen würde, um die passenden Bücher zu finden, und sehnte sich nach etwas Ablenkung.


    Plötzlich lag eine zarte, warme Hand sich auf Rins Schulter, und eine sanfte, knarrende Stimme sprach sie an. "Entschuldigen Sie, meine Liebe, ist alles in Ordnung mit Ihnen?", erkundigte sich die Frau voller Besorgnis.


    Rin drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam, und spürte die beruhigende Präsenz einer älteren Dame. Die Aura der Frau schien Erfahrung und Mitgefühl auszustrahlen. Rin lächelte ihr zu und antwortete: „Ja, mir geht es gut. Mein Freund sucht gerade Bücher für uns. Und braucht ganz schön lang."


    Die Frau nickte verständnisvoll und nahm neben Rin platz. Der Lavendelduft der älteren hüllte die Umgebung in eine angenehme Atmosphäre.

    „Darf ich dir das Warten etwas versüßen?", fragte die Dame zu Rin lächelnd und richtete ihren aufmerksamen Blick auf die Weißhaarige. Rin saß aufrecht und elegant in einem der großen Ohrsessel, ihre Haare fielen sanft über ihre Schultern. Obwohl sie nicht sehen konnte, schienen ihre Augen lebhaft und strahlten eine gewisse Lebendigkeit aus. Sie hatte etwas von einer Porzellanpuppe an sich, ein äußeres Bild von Anmut und Eleganz.


    Ihr Gesicht verriet nichts von ihren Gedanken, und aus der Ferne könnte man meinen, sie sei eine Adlige aus der Stadt. Doch je näher man ihr kam, desto mehr fielen die Flecken auf ihrem Stoff, der Dreck unter ihren Fingernägeln und die Schrammen auf ihrer Haut auf. Der Duft, der sie umgab, war auch nicht gerade betörend. Trotzdem strahlte Rin eine besondere Anziehungskraft aus, die die Aufmerksamkeit der älteren Dame gefangen nahm.


    Die alte Dame, die Rin gegenübersaß, hatte einen undurchdringlich Blick, aber trotzdem war er freundlich. Die Falten in ihrem Gesicht verrieten ein langes Leben und man konnte in ihren Augen vielleicht auch die Spuren dessen erkennen, wenn man lange genug hinsah. Doch weder Rin noch die alte Dame schienen die Blicke der anderen Passanten zu bemerken oder zu erwidern. Es war, als hätten sie sich an solche Aufmerksamkeit gewöhnt.


    Die Dame lächelte und begann lebhaft von ihren Reisen im Norden zu erzählen. Rin lauschte gespannt ihren Geschichten. Kriege, Kämpfe, der Adel, Helden, böse Monster, Golems, Schwertkämpfer, Erfinder, Magie, undurchdringbare Wüsten und die tiefsten Unterwassertempel – alles, was die Frau erzählte, klang so lebendig und detailreich, als wäre man direkt dabei gewesen. Es war, als wäre die Dame tausend Jahre alt und hätte die ganze Welt bereist. Rin konnte gar nicht genug davon bekommen und sehnte sich danach, ähnliche Abenteuer zu erleben.


    "Ich wünschte, ich könnte eines Tages ähnliche Erfahrungen machen", flüsterte Rin während einer kurzen Pause. Die alte Dame lächelte sanft.


    "Das wirst du sicherlich, mein Kind. Dein ganzes Leben liegt noch vor dir.“. erwiderte die Dame. Dann stand sie auf und verabschiedete sich: "Es tut mir leid, aber ich muss nun weitergehen. Ich hoffe, dass dein Begleiter bald zurückkehrt. Es war schön, mit dir zu sprechen." Rin bedankte sich bei ihr und lächelte zum Abschied.


    Doch plötzlich runzelte die Weißhaarige die Stirn. Der letzte Satz der Dame ließ sie nicht los. Sie konnte mit der alten Frau sprechen.


    "Halt, warten Sie!" rief Rin.


    Die Dame drehte sich um und lächelte wieder sanft. "Keine Sorge, mein Kind, wir werden uns sicherlich noch einmal begegnen", flüsterte ihre sanfte Stimme, bevor sie sich auf den Weg machte und in der Menschenmenge verschwand.


    Als die Frau gegangen war, wurde Rin ungeduldig und begann, ihre Finger unruhig auf den Tisch zu trommeln. Sie fragte sich, wo Forest blieb und was er so lange in der Bibliothek suchte. Sie beschloss, aufzustehen und ein wenig umherzulaufen, um sich die Beine zu vertreten.


    Rin tastete sich unsicher durch die Bibliothek wo sie entlangging. Sie war allein und es war eine ungewohnte Erfahrung für sie, die sie verunsicherte. Sie fragte sich, ob sie sich jemals an diesen Ort gewöhnen würde und an die Tatsache das sie nichts mehr sehen konnte. Sie hatte soviel verloren. Ihre Kräfte, das Gefühl unendlich stark zu sein und ihre Visionen. Wobei letzteres ihr am meisten fehlte.


    Als sie weiter durch die Regale tastete, spürte sie plötzlich etwas Kaltes und Metallisches. Es war ein Griff einer Tür, und als Rin ihn öffnete, betrat sie einen Raum, der mit dunklen Vorhängen bedeckt war. Die Luft darin war schwer und unangenehm, und Rin konnte einen schwachen Geruch von Verfall wahrnehmen. Sie tastete sich weiter vor und spürte, dass sie in einer Art Lagerraum war. Überall um sie herum standen Kisten und Regale voller verstaubter Gegenstände.


    Plötzlich hörte sie ein Geräusch, das sie zusammenzucken ließ. Es war das knarren von Holz unter schweren Schritten. Rin wusste nicht, was sie tun sollte. Sie konnte den Eingang nicht finden, um zu fliehe. Also versteckte sie sich hinter einem Regal und versuchte, leise zu atmen.


    Die Schritte kamen näher und Rin konnte jetzt ein Schnaufen hören. Es war jemand, der schwer atmete, als würde er eine schwere Last tragen. Rin spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann und ihr Atem unregelmäßig wurde. Sie hatte keine Ahnung, wer sich in ihrer Nähe befand und was er oder sie von ihr wollte. Die Ungewissheit verstärkte ihre Angst und sie spürte, wie sich ihr Körper unter der Last der Anspannung zusammenzog. Jeder Schritt des Unbekannten schien lauter und bedrohlicher zu werden, und Rin fragte sich, ob sie jemals wieder sicher sein würde. Ihr Verstand spielte ihr alle möglichen Horrorszenarien vor und sie konnte nichts tun, außer zu hoffen, dass der Unbekannte sie nicht bemerken würde. Sie zog ihre Beine eng an den Körper und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen


    Fortsetzung folgt....

    Mein Communityprojekt (Angefangen)


    Die Alte Galerie


    Die Bewohner von Yoruna hatten eine Leidenschaft für Kunst und sammelten gerne wertvolle Gegenstände, aber die Galerie (941, 64, -38124) auf der Insel war unübertroffen. Die vielen Zeichnungen, die sie beherbergte, waren keine aus anderen Teilen von Northdeer gekauften Gemälde, sondern handelten von den Wesen dieser Welt, mit all ihren Fehlern und ihrer Zukunft. Auf magische Weise fanden immer wieder neue Bilder ihren Weg in die Galerie. Für Jahre hatte niemand eines dieser Bilder gesehen und sie änderten sich mit den Lebewesen, die durch Northdeer wanderten. Einige glaubten, dass die erscheinenden Gemälde die Zukunft vorhersagen konnten. Einige Bilder vermittelten Weisheit, während andere nur die Herrscher dieser Welt zeigten. Einige der Bilder waren so gut versteckt, dass nur wenige sie je zu Gesicht bekommen haben und möglicherweise waren sie nur für wenige Personen bestimmt.


    (Rin stolpert ganz ausversehen über den großen Magiestein in mitten des Wasserkreises. Das da zufällig ein Luke ist. das sie bis in die unterste Etage der Gigantischen Galerie bringt, hat wohl niemand gedacht, auch nicht das ehemalige Orakel)

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    Unter diesem Wasserkreis wird die Galerie in Zukunft entstehen. Zeichnungen/Bilder die ich erstelle werden dort untergebracht und dürfen später einmal besichtigt werden, kleine Anekdoten und Bilder die noch keiner sehen durfte werden genauso auftauchen.

    Ozeanblau

    (Die Avalonische Sprache, die alle verwenden ist blau markiert, Rin Ihre Heimatsprache können nur; Alte Frau; Forest & Rin, diese ist nie markiert)


    Die Sonne stand hoch am Himmel und beschien die kleine Insel mit ihren warmen Strahlen. Der Wind wehte sanft durch die Sträucher und Pflanzen und das Rauschen der Wellen am Strand erfüllte die Luft. Doch all diese natürlichen Geräusche verblassten im Vergleich zu dem heftigen Wortgefecht, das zwischen den beiden einzigen sprechenden Lebewesen der Insel ausgetragen wurde.

    Schon seit einigen Minuten debattierten sie leidenschaftlich über ein Thema, das ihnen offensichtlich sehr am Herzen lag. Sie standen sich gegenüber, die Augenbrauen zusammengezogen und die Körperhaltung angespannt. Ihre Stimmen erhoben sich immer wieder, um ihre Argumente zu unterstreichen, und dann senkten sie sich wieder zu einem geflüsterten Tonfall, um den anderen nicht zu unterbrechen.

    Rin stand mit verschränkten Armen vor Forest. Der Baum war unruhig und ungeduldig, während er versuchte, Rin davon zu überzeugen, die Insel zu verlassen. Forest konnte nicht verstehen, warum die Weißhaarige so hartnäckig an ihrem Entschluss festhielt, die Insel nicht zu verlassen, obwohl sie ihr Augenlicht wiedererlangen wollte.

    Als der Baumhumanoid Rin fragte, woher sie ihre Informationen über die Welt erhalten würde, wenn sie die Insel nicht verließ, zuckte Rin nur mit den Schultern und gab ein genervtes Seufzen von sich. "Was soll eine Blinde denn schon in einer Bibliothek ausrichten?", fragte sie rhetorisch. Forest wurde wütend über Rins abfällige Bemerkung und betonte die Bedeutung von Bildung und Wissen, um ihre Ziele zu erreichen.


    Für sie gab es keine andere Möglichkeit, ihr Augenlicht wiederzuerlangen, als durch die alten Schriften in der Bibliothek der Insel. Die Bibliothek enthielt Wissen über die Welt und die verschiedenen Methoden, die zur Heilung von Rins Augen verwendet werden könnten. Rin sollte mit ihm gehen, denkt sich das Baumwesen.

    Obwohl Forest Rin verstehen konnte, fühlte er sich machtlos, da er ihr nicht helfen konnte, solange sie sich weigerte, die Insel zu verlassen. Er wusste jedoch auch, dass Rin eine starke Persönlichkeit hatte und dass sie ihre Entscheidung nicht leichtfertig treffen würde.

    "Ich brauche dich, damit du mir sagen kannst was auf dich zutrifft, ich weiß nicht alles über dich und kann so nicht das passende Ritual raussuchen. Es werden nur ein paar Monde sein. Danach kommen wir wieder genau hier her zurück. Versprochen.“, das Adelsgeschlecht wollte nicht auf den Schiffsfahrer hören. Vielleicht kann sie ihm noch nicht vertrauen, weil nicht genug Zeit vergangen ist, oder ihr Glaube ist so schwer beschädigt, dass sie niemandem mehr vertrauen kann.

    Rin wendete sich von Forest ab und lief davon.

    Während die Weißhaarige einen ruhigen Ort auf der Insel suchte, überlegte der junge Baumhumanoid mit schweren Herzens, ob er alleine zur großen Bibliothek reisen sollte.


    Tage vergingen, in denen Rin dem Baumhumanoid aus dem Weg ging, was ihn frustrierte. Schließlich entschied er sich, alleine mit seinem Schiff zur großen Bibliothek zu reisen und bereitete es entsprechend vor.


    Forest war erleichtert und glücklich, dass sein Schiff die lange Reise bis zu dieser Insel erfolgreich gemeistert hatte. Die stürmischen See- und Wetterbedingungen hat ihn vor eine harte Herausforderung gestellt, doch der Hölzerne Meeresreiter hatte sich als zuverlässiges und robustes Schiff erwiesen. Nun war er zuversichtlich, dass er jede zukünftige Reise mit diesem Schiff meistern würde und war stolz darauf, dass er sich für dieses Schiff entschieden hatte. Mit einem Lächeln betrachtete er das Schiff und strich zärtlich über das Holz, als wäre es ein treuer Freund.


    Forest erschrak von der leisen, unsicheren Stimme hinter ihm. Als er sich umdrehte, sah er Rin besorgt vor ihm stehen.

    "Was machst du?", fragte sie.

    "Ich werde fahren. Irgendjemand muss es ja versuchen", murrte er und wandte sich wieder dem letzten Seil zu, das er von dem zerfallenen Steinsteg abband.


    "Du gehst?“, der Baumhumanoid stoppte als er realisiert das sie Traurig klang. Er drehte sich mit dem Seil in der Hand wieder zu der Weißhaarigen.

    "Ich möchte, dass du diese Insel mit deinen eigenen Augen siehst und nicht alles erfühlen musst. Ich bin egoistisch, ich will das du das alles erblicken kannst.“, erklärte er, seine Stimme von leiser Wut getrübt. Als er jedoch bemerkte, dass die Weißhaarige einen Schritt zurücktrat, wurde er ruhiger und seine Wut verflog.


    "Du wirst eine Weile hierbleiben", sagte er zu ihr. "Ich möchte, dass du diese Welt kennenlernen und ihre Schönheit mit deiner eigenen vergleichen kannst.", seine Augen wurden groß und er hielt sich den Mund zu, dabei fiel das Seil zu Boden.

    Rin musste über Forests Worte kichern und wischte sich die Tränen der Sorge von den Wangen. Sie sah ihn mit einem verschmitzten Lächeln an.

    "Du findest mich hübsch?", fragte sie leise und leicht verlegen.

    "Bist du verrückt? Du bist wunderschön!", entfuhr es ihm. Tief durchatmend ging er auf die Frau zu und ergriff ihre rechte Hand.


    "Solch eine wunderschöne Frau wie dich habe ich noch nie in ganz Northdeer getroffen. Deine Haut ist so hell wie Porzellan und deine Haare haben die Farbe von Sommerwolken. Und so weich sind sie auch", sagte er, während er ihr durch die Haare strich und seine Hand sanft an ihre Wange legte. "Du bist wie ein Diamant und alles um dich herum scheint nur noch schöner zu werden, um mit dir Schritt zu halten." Rin lehnte sich in seine Hand und lächelte verlegen.

    "Ich komme mit", flüsterte sie leise, und Forest konnte kaum glauben, was er hörte. Rin griff nach seinen Händen und lächelte sanft. "Ich werde mit dir kommen, und wenn wir es geschafft haben, werden wir wieder zurückkehren. Gemeinsam."




    Ihr Haar wirbelte im Fahrtwind, während Rin den salzigen Geruch der Meeresluft wahrnahm und das Rauschen der Wellen am Bug hörte. Obwohl es schmerzte zu wissen, dass die Insel schon längst am Horizont verschwunden ist, genoss sie auch das Gefühl auf dem Schiff zu sein. Es war, als ob sie ihre Fesseln ablegte, flog oder in ein Meer weicher Federn tauchte.

    Rin fragte sich, ob das, was sie fühlte, Freiheit war. Sie konnte die Weite des Meeres spüren, als das Boot durch die Wellen glitt. Obwohl sie es nicht sehen konnte, fühlte sie die Sonne auf ihrer Haut.

    Während der Tage auf See erlebte Rin viele unterschiedliche Wetterbedingungen - mal war es still und friedlich, mal tobte der Wind so stark, dass sie Angst hatte. Doch trotzdem fühlte sie sich sicher, denn Forest erwies sich als ein ausgezeichneter Segler. Er navigierte sie sicher durch die Stürme. Denn um die Insel schien wie ein Schutzwall schreckliche Wetter zu toben.


    "In der Nacht werden wir einen großen Fluss durchqueren", erklärte Forest. "Es wird etwa zwei Tage dauern und wir müssen anhalten, um Rationen zu besorgen.", erklärte ihr der Baum.

    Rin lehnte sich an eine Kiste, die mit geangelten und gesalzenen Fischen gefüllt war, und fragte leise: "Wie lange wird die Reise noch dauern? Mein Zeitgefühl ist ganz schön im Eimer."

    "Wir werden in 14 Nächten in Avalon ankommen. Also nicht mehr allzu lange", lächelte Forest und betrachtete die hübsche Frau auf der alten Holzkiste.

    "Ich bin gespannt darauf, wie es dort ist. Du hast mir schon so viel von der Hauptstadt erzählt", grinste Rin und ließ ihr Haar wieder im Wind fliegen.

    "Es ist bunt, voller verschiedener Lebewesen und es ist nie still", schwärmte Forest wie immer von Avalon.
    "Im Palast war es auch niemals ruhig. Meine Schwester hat es geliebt…“, Forest beobachtete Rin besorgt, als sie ihren Kopf schüttelte und vorsichtig aufstand, sich an der Reling festhaltend. Er spürte, dass sie sich unwohl fühlte und nicht darüber sprechen wollte. Doch er konnte nicht anders, als sich zu fragen, was mit ihrer Schwester passiert war und warum es Rin so traurig machte, daran zu denken. Er beschloss, das Thema vorerst ruhen zu lassen und fragte: "Geht es dir gut? Brauchst du etwas?" Rin schüttelte den Kopf und lächelte schwach. "Nein, danke, es geht mir schon wieder besser.", Sie lächelte kurz, bevor sie weitersprach: "Ich denke, meine Schwester sitzt jetzt auf dem Thron meines Vaters und versucht, alles unter Kontrolle zu bringen. Als Zweitgeborene hat sie sich nie mit der Regierung unseres Vaterlands befassen müssen. Aber ich bin sicher, dass die anderen zwölf Götter ihr zur Seite stehen werden", flüsterte Rin leise.


    "Du warst für den Thron bestimmt?“, der Baumhumanoid schaute die Frau an.

    "Nein, eigentlich war niemand von uns für den Thron bestimmt, da Götter ewig leben und somit auch ewig herrschen können. Doch als Erstgeborene werde ich natürlich zu einer Anführerin erzogen. Ich war die rechte Hand meines Vaters und dass nicht nur wegen meiner Fähigkeit“, korrigierte Rin. Das Gespräch verlief sich danach in Stille.


    Als der Tag anbrach, ankerte Forest an einem Steg, den er gut kannte. Er sah Rin in der Kajüte liegen und tief und fest schlafen. Mit einem Lächeln ließ er sie ruhen und machte sich auf den Weg ins Dorf, um einige Dinge zu besorgen. Er zog einen Umhang an und setzte die Kapuze auf, um unerkannt zu bleiben. Forest seufzte, als er sich daran erinnerte, dass er nicht genug Gold hatte, um die Dinge zu bezahlen, die er brauchte. Er wollte nicht noch einmal die Dorfbewohner ausrauben und suchte nach einer anderen Möglichkeit, um an das zu kommen, was er benötigte.


    Forest lief mit einem mulmigen Gefühl durch die engen Gassen, die von kleinen Holzhäusern gesäumt waren. Er spürte die Blicke der ansässigen Dorfbewohner auf sich und versuchte, ihnen auszuweichen. Auf dem belebten Markt schaute er sich die wichtigsten Lebensmittel an und versuchte, den Preis zu handeln, aber die Händler schienen hartnäckig zu sein. Schließlich kaufte er nur das Nötigste, um seine knappen Vorräte aufzufüllen.

    Als er zum Steg zurückkehrte, bemerkte er eine kleine Gruppe von Einheimischen, die sich um sein Schiff versammelt hatte. Er runzelte die Stirn und eilte zu ihnen, um herauszufinden, was los war. Doch dann hörte er plötzlich Rins Stimme, die ein Lied sang. Überrascht und erstaunt sah er zu, wie sie ihre Haare kämmte und ihre wunderschöne Stimme erklingen ließ.

    "Was für eine unglaubliche Stimme", flüsterte einer der Einheimischen, und alle starrten Rin bewundernd an. Forest konnte die Worte des Liedes nicht verstehen, aber er wusste, dass es nicht gut war, zu viel Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Deshalb unterbrach er sie höflich.


    "Rin.“, rief er und sie hielt inne. Sie lächelte in Richtung der Stimme des Mannes und dabei konnten nun alle ihre weißen, leicht Opal leuchtenden Augen sehen.

    "Forest, wo warst du?“, fragte sie. Forest sprang auf das Schiff und legte ihr eine Rose in die Hand, die er von einem Garten gepflückt hatte.


    „Ich wollte noch ein paar Lebensmittel und Süßwasser besorgen, für die nächste Etappe“, erklärte er.

    Sie lächelte und roch an der Blume, als sie sie sanft erfühlte.

    „Du klingst betrübt. Hast du alles bekommen?“, fragte sie, besorgt um den Baum.

    „Nicht genug. Ich bin momentan sehr arm“, gab er zu und sah auf die minimale Ausbeute.


    Rin nickte verständnisvoll. Als blinde Frau verließ sie sich auf ihre anderen Sinne, um die Welt um sie herum zu erfassen. Sie konnte nicht sehen, dass Forest besorgt war, aber sie konnte seine Stimmung hören und spüren.

    "Vielleicht kann ich helfen“, sagte sie und griff in ihren Ausschnitt. Forest erstarrte und trat näher an sie heran, damit die anderen am Steg nicht ihre Haut betrachten konnten. Rin legte eine Hand voll Münzen in die Seine.

    "Ich habe ein paar Münzen auf der Insel gefunden. Sie könnten dir helfen“, erklärte sie.

    "Das sollte reichen, oder?" Forests Augen weiteten sich vor Überraschung. Die Münzen waren mit schwarzem und goldenem Filigran verziert und zeigten das Wappentier von Avalon, einem Hirsch. Sie waren sehr wertvoll.


    "Das ist unglaublich, Rin. Vielen Dank", sagte Forest und drückte sie. Mit den Diamantmünzen konnte er genug Lebensmittel und Wasser für die nächsten Wochen kaufen. "Lass uns gemeinsam einkaufen gehen."

    Rin war glücklich, wieder festen Boden unter ihren Füßen zu spüren, und sie war neugierig darauf, alles zu erfahren, was Forest ihr erzählen konnte. An den Marktständen ging das Handeln plötzlich viel leichter, und sie genoss die Geräusche und Gerüche der Umgebung.


    Als sie an einem Stand vorbeikamen, der Schmuck verkaufte, wurden sie von einem Verkäufer angesprochen. "Eine wunderschöne Frau sollte auch wundervollen Schmuck tragen", sprach er Forest an. Rin verstand die Sprache nicht und sah verwirrt um sich, als beide stehenblieben.


    "Diese Dame ist blind, ich glaube kaum, dass sie sich dafür begeistert", erklärte Forest murrend. Der Verkäufer ließ sich jedoch nicht abwimmeln und meinte, dass auch eine blinde Frau den Sinn hinter einem schönen Aussehen verstehen würde.


    "Forest, was ist los?", fragte Rin und seufzte. Forest schaute auf die Auswahl und ihm funkelten einige Schönheiten an. Die Edelsteine waren sehr hübsch, aber er sah nichts, was zu der hübschen Frau passen könnte.


    "Würden Sie etwas empfehlen, das mit ihrer Schönheit mithalten kann?", fragte Forest den Verkäufer herausfordernd. Dieser griff unter seinen Tisch und holte etwas Goldenes hervor.


    "Es ist für den Arm gemacht, ein wunderschöner Schmuck und hält den Ärmel an Ort und Stelle", erklärte der Mann und reichte es Forest, während er ihm erklärte, wo er es anbringen musste. Rin konnte zwar den Schmuck nicht sehen, aber sie konnte spüren, wie Forest ihn an ihrem Arm befestigte. Sie lächelte zufrieden und spürte, wie sich der Schmuck gut anfühlte.


    "Es sieht sehr hübsch aus, ich werde es kaufen.“, sagte Forest und legte dem Mann das passende Geld hin. Er griff nach Rins Hand, die noch immer planlos neben Forest stand, und zog sie sanft mit sich zum Schiff. Sie waren sowieso auf dem Weg dorthin zurück. Später erklärte Forest Rin, was genau um ihren Arm war und wie man es trug. Rin bedankte sich bei ihm, obwohl sie meinte, dass es nicht notwendig gewesen wäre. Der Baumhumanoid beließ es einfach dabei und sie setzten ihre Reise fort.


    Fortsetzung folgt….

    Ein Fluss (Noch kein Name) Nebenprojekt

    Ein kleines Projekt für nebenbei. Für meine kleine Geschichte braucht es eine Schiffsroute zwischen meiner Insel Yoruna und der Hauptstadt Avalon.
    Den gibt es leider nicht, also muss ich da wohl selber Hand anlegen einen "natürlichen" Fluss zu bauen.
    Der wird in der Nähe von Amastran durchfließen.
    Alles mit Chem abgesprochen.


    IMG_0127.jpgRot - Flussverlauf
    Rosa - Kleines Dorf am Fluss

    Krönungsinsel (kleines Projekt, Fertig)


    Yorunas alte Bewohner


    Die Inselgruppe des ehemaligen Orakels ist überwuchert, aber das war sie ja nicht immer.
    Die früheren Bewohner, sie wollten unter niemandes Einfluss leben, es sollte kein König sie je beherrschen.

    Ehemalige Häuser
    Die Weißhaarige hat die Häuser gesäubert und neu aufgebaut. soweit sie konnte.

    2022-02-06_23.47.02.png?ex=6600bfb9&is=65ee4ab9&hm=7001fc45f4cd9b049f4b3f25f1260f94aee2a7e50f3dad74db3aafb3662121bb&


    Krönungsinsel
    Die Halbgöttin hat versucht den Pflanzen Herr zu werden, doch das Gestrüpp wächst sofort wieder nach. Rin hat also schon längst aufgegeben Gartenarbeit auf dieser Insel zu tätigen.

    2022-02-06_23.47.31.png?ex=6600bff8&is=65ee4af8&hm=107fca916427e2beac0cc4ca00a25ade2b2ded5a764e13c2abe326201ba9bf19&2022-02-06_23.47.56.png?ex=6600c048&is=65ee4b48&hm=74893d9dcc6f07ccd6a5029a11eace200e1a14c43441b70eed093e7f7ca6726f&
    2022-02-06_23.48.14.png?ex=6600c0af&is=65ee4baf&hm=e09f02150f53896f3fd0636e66f9255a9c21e3a4380930a9650bc61931e52535&


    Karte der Insel
    Hat Rin auf dem Schiff von Forest gefunden, mit dem er auf der Insel Gestrandet war.
    asdasd.jpg?ex=6600c0b8&is=65ee4bb8&hm=c61b502c6533c46093b68e871cb384fd93c009f6d426fb3f5acbe7d6033806bb&

    Hey hey Nightrin's Kollektion #10            

    Mein Name lautet Nightrin, aber mein Rufname ist Rin. Ich schleich seit dem 17.01.2021 auf dem Server rum und hab mir einen kleinen Ruf als Charakterzeichnerin auf dem Server gemacht.
    In Discord klingt es manchmal so als würde ich mein Hobby hassen, aber ich nölle einfach nur sehr gerne, denn ich liebe es zu zeichnen und erst recht diese Chaoten auf diesem Server ^^
    Ich bin 22
    Jahre alt und habe am 14.08. Geburtstag.


    (extra)
    Meine Charakter-Vorstellung:


    Nightrin01.png?ex=65ff4d79&is=65ecd879&hm=de6f0aaf6040d1ea71c7a33cff54ed800c17c6f8bc9894a0c0296b67c61f3bd3&





































    Nightrin ist eine weißhaarige Halbgöttin die aus ihrer

    Heimat-Dimension verbannt wurden ist. Sie stand früher ihrem Gott und Vater als Orakel zur Seite, bis sie einen fatale Vorhersage hatte.
    Ihr Gott entriss ihr die von Geburt gegebene Fähigkeit und mir ihr der Sinn etwas zu sehen.
    Blind, ohne Kräfte und alleine landete sie in Northdeer auf einer Insel, die nun ihr zuhause ist.
    Um die Weißhaarige fliegt ein Auge (ein Dämon), das sie überall hin begleitet.
    Ihre mauvefarbenen
    Kleidung ist aus dem alten Kleid, das sie anhatte als sie verbannt wurden ist, und versehen mit dem Gold von der früheren wohlhabenden Insel, auf der sie gelandete ist.
    Ihr momentaner Sinn liegt nun darin diese Insel, nach einen scheinbaren Krieg, wieder bewohnbar zu machen.

    Das erste Großprojekt (Fertig)

    Yoruna


    Yoruna (672, 64, -38171) ist eine kleine Inselgruppe im Norden von Northdeer, bestehend aus zwei großen und zwei kleineren Inseln sowie einer großen untergegangenen Insel. Die Inseln sind von einem Korallenriff umgeben und befinden sich recht weit vom Festland entfernt, was sie vor unerwünschten Besuchern schützt.

    Früher war Yoruna eine wirtschaftlich starke Insel mit fruchtbarem Land und einer Vielzahl von Einwohnern aus verschiedenen Rassen, darunter die reichsten ihrer Art, die sich das Paradies leisten konnten. Die Insel war bekannt für ihre friedliche Natur und beteiligte sich an keinen Kriegen.

    Eines Tages wurde die Insel jedoch von einem großen und verheerenden Krieg heimgesucht, der alle Einwohner tötete. Augenzeugen berichteten von Wesen, die nicht aus dieser Dimension stammten und die Insel in Flammen aufgehen ließen. Es wurde vermutet, dass ein unerklärliches Ritual die Monster gerufen hatte, die das fruchtbare Land zerstörten.


    Jahrzehnte vergingen und die Insel geriet in Vergessenheit. Für die Lebewesen wurde sie zu einem Mythos, doch die Asche, die von dem verheerenden Brand übrig blieb, wurde zu einem guten Nährboden für neue Pflanzen, die sich auf den verbliebenen, abgebrannten Gebäuden ausbreiteten.


    Alles blieb verlassen, bis eines Tages eine Person vom Himmel fiel und auf der Insel landete. (Siehe; Die Blinde aus einer anderen Dimension)



    Yoruna ist eine verlassene Insel, die von meinem Charakter wieder Bewohnbar gemacht wird. Hier einige Bilder des ersten (fertig) Großprojekts, die große Tempelinsel / unterirdisches Lager;


    Der Teleporttempel


    2021-07-16_22.53.50.png?ex=65fdf941&is=65eb8441&hm=489335b3c064e4dfefbf90c580f83fa464735b3b3636e0b79558f504ab5d96a4&

    2021-07-16_22.53.29.png?ex=65fdf946&is=65eb8446&hm=5132be03cf8e690dd1e42253dad4fa8e3675741f37dbdd614b93e84b90aee9fb&2021-07-16_22.53.19.png?ex=65fdf95f&is=65eb845f&hm=78f286ba0df41191ca0be72dc0a6870cb42e9281e11547783c252311b4a60e55&


    Zerfallener Pavillon


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    Kleiner Pavillon am Meer


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    Minengang in die Lagerhalle


    2021-07-16_22.54.37.png?ex=65fdf913&is=65eb8413&hm=362de401996280c2a00aae7b9fc8c4aced8df8b47bd7c9017a0443d9136ed91d&2021-07-16_22.55.29.png?ex=65fdf93b&is=65eb843b&hm=26017ee45432c592d0bb120b9d8b70a55c30711e449892c483434ca1fd15ed96&


    Verloren in der Dunkelheit



    Sie strich sanft über den rauen, moosbedeckten Stein. Man konnte nur raten welche Symbole einst in diesen Gemeißelt wurden. Die Furchen waren tief und unregelmäßig, und ihre Fingerkuppen spürten jeden einzelnen Riss und jede Kerbe auf der rauen Oberfläche. Es war der Versuch das ungesehene sichtbar zu machen. Sie versuchte die Geschichte, die ihr der Stein erzählen will, heraus zu fühlen. Sie war überrascht, dass sie plötzlich die Bedeutung der Zeichen verstand, als ob eine unsichtbare Hand sie durch die Jahrhunderte zurückführte, um die Botschaft zu entschlüsseln. Energisch wischte sie mit einer schnellen Geste das Moos vom Stein.


    Die Abbildungen sprachen von Kriegen und Kämpfen. Letztlich von Verlust und Tot. Das alles nahm die Person die diese Hand führte sehr mit. Ihre Hände zitterten immer mehr, sie fühlte Empathie gegenüber dem Abbild der früheren Bewohner dieser Insel.


    „Rin, was fasziniert dich nur so an diesen alten Steinen?“, setzte sich das Baum ähnliche Wesen zu der Weißhaarigen, deren Handlungen ihm rätselhaft waren. Sie lehnte sich an die umgefallene Säule, hinter ihr. Sie überlegte schweigend. Das Rauschen des Meeres und das Rascheln der Blätter im Wind erfüllten die Luft um sie herum. Unter ihren Füßen spürte sie das Geröll der zerstörten Gebäude.


    „Meine Welt ist dunkel, Forest.“, flüsterte ihre Stimme leise.

    Der Satz hing schwer in der Luft und schien den Moment einzufrieren.

    „Ich weiß was Farben sind und doch habe ich in dieser Welt nie eine erblickt.“, brach sie wieder die Ruhe. Nur das sanfte Rascheln von Forests Kleidung verriet, dass er noch immer bei ihr saß. Die Weißhaarige spürte die Wärme seines Körpers und roch den Duft von Moos und Erde, was nicht nur von den Steinen, sondern auch von Forest ausging.

    Sie wusste nicht, wie sie das Gefühl in Worte fassen sollte. Es war eine Mischung aus Faszination, Trauer und Sehnsucht - eine Sehnsucht nach Farben, nach Schönheit, nach einer Welt, die sie niemals gesehen hatte.

    „Du sprichst eine Sprache die niemand kennt und ich verstehe sie nur zum Teil“ Hat er ihr noch am selben Tag erklärt, an dem er sie gefunden hatte.


    „Du längst dich von deiner Blindheit ab, indem du dir Dinge vorstellst?“, Er schien verstanden zu haben, was Rin versuchte.

    „Das und ich möchte rausfinden wieso ich ausgerechnet hier gelandet bin.“, fügte sie zu Forest seiner Annahme hinzu.

    „Deine Blindheit, ist sie ein Fluch?“, fragte der Baum und schielte zu der Blinden Frau hinab. Sie starrte stumm in die Ferne und zeigte ihm nie genau ihre grauen Augen.

    Rin stand in ihrem zerschlissenen mauvefarbenen Kleid auf, ihre weißen Haare fielen sanft über ihre Schultern. Sie hatte eine Ausstrahlung, die Forest zuvor nicht an ihr bemerkt hatte. Als sie ihn ansah, konnte er nicht anders, als von oben bis unten zu ihren Füßen zu blicken.

    "Ich hatte einmal eine Gabe", begann Rin, ihre Stimme war ruhig und eindringlich zugleich. "Ich war ein Orakel, ich konnte Dinge sehen, die anderen verborgen blieben. Doch dann geschah etwas Schreckliches und mein Gott nahm mir diese Fähigkeit. Seitdem bin ich blind und ohne Kräfte."


    Forest war verwirrt, er konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, plötzlich alles zu verlieren, was einem wichtig war. "Das tut mir leid", sagte er schließlich.


    Ein trauriges Lächeln spielte auf Rins Lippen.

    "Mein Blick war in die Zukunft gerichtet", erklärte Rin und blickte hinab zu dem Baumwesen. "Bevor etwas passierte, konnte ich es sehen.", ein Hauch von Melancholie lag in ihrer Stimme.

    Forest versuchte ihre Fähigkeit zu kategorisieren und fragte: "Du warst eine Hellseherin?"

    Sie hatte das Gefühl, dass sie beide dasselbe meinten, obwohl sie das Wort nicht verstand. „Vor nicht einmal ein paar Tagen sah ich etwas, dass ich hätte nie laut aussprechen dürfen.“, Als sie sprach, verkrampften sich ihre Finger in dem dünnen, mauvefarbenen Kleid, das auf ihrer elfenhaften Gestalt hing. Forest konnte nicht anders, als ihre Erscheinung zu bewundern, als er bemerkte, dass ihre Adern nicht die typische blau-grüne Farbe aufwiesen, sondern es schien, als würde das hellblaue Wasser eines Korallenriffs durch ihren Körper fließen und ihre Haut zum Leuchten bringen. Rin sah so anders aus als alle Wesen, die er jemals gesehen hatte und zugleich wie eine gewöhnlich Frau.




    „Ich habe meinen Gott sterben sehen.“


    Ein kalter Schauer lief über Forests Nacken, als er ihr in die Augen sah. Er hatte das Gefühl als könne Rin nun auch seinen tot ganz genau sehen.

    „Was passierte danach?“, fragte er, doch sie wandte sich traurig von ihm ab. Er konnte sich denken, dass Nightrin deswegen ohne die Fähigkeit hier landete.

    Forest kehrte zu seinem Einfall zurück und schlug vor: "Es gibt einen Ort, an dem wir vielleicht herausfinden können, wie wir dein Problem mit der Blindheit lösen können." Als er das sagte, spürte er, wie Rins Körper sich anspannte, als ob sie nicht glauben konnte, was er sagte.

    Forest erklärte weiter: "Es gibt Magie in dieser Welt und alte magische Bücher. Wenn du mit mir kommst, könnten wir vielleicht einen Weg finden, dich von diesem Fluch zu befreien."


    Fortsetzung folgt….

    Vom Himmel ins Wasser


    Rin spürte, wie ihr Herz mit jedem Moment schneller schlug, als ob es sich aus ihrer Brust befreien wollte. Sie versuchte tief durchzuatmen, doch ihre Lungen schienen sich viel zu schnell mit Sauerstoff zu füllen und sie bekam kaum Luft. Der Gedanke, dass sie hilflos in die Tiefe fiel, ließ eine unbeschreibliche Panik in ihr aufsteigen.


    Der starke Wind peitschte um sie herum und zerrte an ihrer Kleidung, als ob er sie davonreißen wollte. Rin klammerte sich verzweifelt an ihre zerschlissenen Kleider, während sie weiter in die Dunkelheit fiel. Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, wann dieser Sturz endlich ein Ende finden würde.

    Es war, als ob Rin in einem Albtraum gefangen war, aus dem sie nicht aufwachen konnte. Ihre Sinne wurden von einem schmerzhaften Rauschen überschwemmt. Von ihren Augen perlten blutige Tränen, die den Schmerz ihrer zerbrochenen Welt erzählten. Rin war gefangen in einem Strudel aus Verzweiflung und Angst, der sie tiefer und tiefer in die Dunkelheit zog.


    Ihr Körper war schweißgebadet und ihre Hände zitterten unkontrolliert. Rin drückte ihre Arme fest an ihre Brust, als ob sie sich selbst vor dem Fall retten wollte. Doch der Wind pfeift immer stärker um ihren Körper. Rin war machtlos gegen die Kraft, die sie weiter in die Tiefe zog.


    Sie fühlte sich verloren und verängstigt und konnte sich nur an den Gedanken klammern, dass der Tod eine Befreiung von all dem Schmerz und der Trauer sein würde.

    Rin stürzte, aus ihrer vertrauten Welt gerissen und in eine unbekannte Welt geworfen. Sie wusste, dass sie nie wieder zu ihrem alten Leben zurückkehren würde, und die Erinnerungen an all das, was sie verloren hatte, ließen ihr Herz in tausend Teile zerspringen.


    Ihre Vertrauten,


    Freunde


    …. und ihre Familie.


    Ein schmerzvoller Schrei durchbrach die Stille und jagte die Tiere dieser Welt auf, die in Unruhe gerieten. Als sie in das kalte Wasser fiel, durchströmte sie sofort ein Gefühl der Schwere, als sich ihre Kleidung mit Wasser vollsog. Den Schmerz spürte sie gar nicht erst.


    Meine Schwester, meine Mutter, mein Gott… Alles ist-


    Rin's Körper fiel weiter und weiter in die tiefen Gewässer des Ozeans. Der Druck wurde immer stärker und ihr Körper begann zu schwanken. Die Kälte umhüllte sie und raubte ihr den Atem. Sie wusste, dass sie in diesem endlosen Fall sterben würde. Die letzten Gedanken, die durch ihren Kopf schossen, waren die Erinnerungen an ihr altes Leben, an all die Dinge, die sie liebte und verloren hatte. Doch als sie den Meeresboden erreichte, gab es keinen Schmerz mehr, keine Trauer oder Verzweiflung. Nur noch Dunkelheit umhüllte sie und die Kälte, die sich immer tiefer in ihre Seele fraß.


    Es war kalt und feucht um sie herum und ein unheimlicher Geruch lag in der Luft. Rin versuchte sich zu erinnern, wie sie hierhergekommen war, doch ihre Gedanken waren verschwommen. Sie tastete mit den Händen um sich herum, um herauszufinden, wo sie war. Ihre Finger stießen auf raues Holz und sie spürte, dass sie auf einem alten Schiff war.


    „Du atmest.“ Plötzlich hörte sie Schritte, die sich auf sie zubewegten. Rin erstarrte vor Angst. Wer war hier mit ihr auf diesem verlassenen Schiff? Sie konnte das Atmen einer fremden Person hören und spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Wieder hörte sie die Stimme: „Gott sei Dank. Keine Sorge du bist nicht mehr in Gefahr.“, ein leises erleichtertes ausatmen war zu hören. Ihre Kleidung war immer noch klatschnass und ihr weißes Haar klebte ihr an der Stirn. Sofort öffnete die nasse Frau ihre Augen, doch das änderte nichts an der Dunkelheit. In ihr stieg große Panik auf und sofort krallte sie sich, an das nächst Beste, um Halt zu finden.


    „Keine Sorge, bei mir bist du sicher.“, flüsterte eine sanfte Stimme.

    Er sprach ihre Sprache! Sofort wollte sie ihren Mund öffnen, doch in diesen Moment fühlte sie einen Ruck und geschockt schlang sie ihre Arme, um den Körper des Fremden.

    „Tut mir leid, ich habe dich zu schnell hochgehoben“, flüsterte die Stimme besorgt und blieb ruhig stehen. Rin spürte, wie ihr Herz immer noch schnell schlug, aber sie beruhigte sich langsam und versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren. Die Worte des Fremden beruhigten sie ein wenig, aber sie war immer noch unsicher, wer er war und wo sie war.

    „Ich bin… blind“, stellte sie mit entsetzt Fest. Eine abgehackte leise Stimme durchdrang die Ruhe um die beiden Wesen.

    „Oh-“, war die einzige Reaktion auf diese grauenvoll Nachricht.




    Die Luft roch nach feuchtem Moos und Erde. Rin hörte das Gras unter den Füßen ihres Helfers rascheln, als er sich vorsichtig und bedächtig durch den Wald bewegte. Zwischen den Baumstämmen konnte sie ab und zu ein paar Sonnenstrahlen auf ihrer Haut spüren, die durch das Blätterdach drangen. Doch für sie war alles nur dunkel.


    Sie hörte das Rauschen eines nahen Bachs und das entfernte zwitschern von Vögeln. Ihre Ohren schärften sich und sie versuchte so viel wie möglich von der Welt um sie herum aufzunehmen.

    Irgendwann spürte Rin, wie ihre nassen Kleider von Zweigen und Blättern gestreift wurden. Ein frischer Windhauch strich ihr sanft durch das Haar und kühle Wassertropfen klatschten auf ihre Haut.

    Sie fragte sich, wie lange sie schon unterwegs waren und wo sie eigentlich hingingen. Doch in dieser fremden Welt, in der sie blind war, musste sie sich auf ihren Helfer verlassen.

    Als sie ihren Arm auf seiner Schulter ablegte, spürte sie eine raue, unebene Oberfläche unter ihrer Hand. Verwirrt tastete sie den Rücken ihres Helfers ab und erkannte, dass sein Körper mit echter Baumrinde bedeckt war.


    Solch einem Wesen bin ich noch nie begegnet…


    Sie war erstaunt über das Gefühl, das dieses Wesen ausstrahlt. Sie fühlte sich nicht unwohl und doch war ein Unbehagens Gefühl ständig bei ihr. Das Wesen, das sie trug, war ihr fremd und sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung es sie brachte.

    „Ich glaube wir haben beide viele Fragen.“, sagte ihr Retter und legte sie auf etwas weiches. Es fühlt sich wie Tierfell an. Rin spürte, wie ihr Herz schwer schlug und ihre Gedanken sich überschlugen. Wie war sie hierhergekommen? Wo war sie überhaupt gestrandet? Wer war ihr Gegenüber? Fragen, die ihr durch den Kopf schossen, während sie es sich auf dem weichen Tierfell bequem macht. Ihr wurde wärmer da der Fremde ein Feuer anmachte.

    Forest schien ihre Verwirrung zu spüren und setzte sich neben sie auf das Fell. „Ich weiß, es ist verwirrend“, begann er sanft. „Mein Name lautet Forest, ich denke, wir sollten uns erst einmal um uns kümmern und dann herausfinden, wie du hierhergekommen bist.“

    „Nightrin“ Erwiderte sie nickend, dankbar für die ruhige Stimme ihres Retters. Er wusste, dass sie in diesem Moment nicht allein sein wollte. Langsam ließ sie sich auf das Fell zurückfallen und atmete tief durch. Vielleicht würde sie hier Antworten finden, vielleicht wird sie rausfinden wie es ihrer alten Welt geht.



    Fortsetzung folgt…