Araya - Vorgeschichte

  • Vorgeschichte


    „Bist du gleich fertig?“ fragte ich ungeduldig. „Wir verpassen noch unser Schiff!“ „Bin ja gleich da, ziehe noch eben Schuhe an.“ entgegnete mein Bruder. In die Heimat sollte es gehen, in den fernen Norden. Natürlich musste ich auf meinen Bruder aufpassen, meine Mutter kam nicht mit. „Passt bitte auf euch auf. Und du hörst bitte auf deinen großen Bruder, ist das klar?“ „Ist ja gut, Mama. Ich werde dich vermissen.“ Antwortete mein Bruder mit einer Träne, die vom linken Auge runterfloss. „Wir werden dir gleich einen Brief zukommen lassen, sobald wir angekommen sind!“ sagte ich. Auch ich konnte mir eine Träne nicht verkneifen, zumal es das letzte Mal werden sollte, dass wir unsere Mutter sehen. Wir umarmten uns zu dritt für eine Zeit und ließen wieder voneinander ab. „Ich hoffe nur, dass du noch hier bist, wenn unser Brief bei dir ankommt.“ sagte ich. Meine Mutter antwortete: „Das hoffe ich auch, mein Kind, das hoffe ich auch. Jetzt müsst ihr aber los. Und... Grüßt euren Onkel von mir.“ „Machen wir, machen wir. Und... bitte mach dir nicht zu viele Gedanken, vielleicht finden sie dich ja gar nicht.“ Wir verließen das Haus und drehten uns ein letztes Mal um, um unserer Mutter zu winken.


    Mir gingen in der Kutsche so viele Gedanken durch den Kopf: Was mein Onkel wohl für ein Mensch ist, ob wir jemals noch was von unserer Mutter hören werden, ob es im Norden wirklich so kalt ist. Dennoch wusste ich, dass wir gehen mussten. Wir mussten gehen, weil wir immer wieder von der Kirche gejagt wurden. „Hexerei“ sagten sie. Es gelang uns für eine lange Zeit, uns zu verstecken. Meine Mutter fasste den Entschluss, dass es das beste für meinen Bruder und mich wäre, wenn wir in ein anderes Land reisten. Mein Vater fiel der Kirche bereits zum Opfer. Er verbrannte auf dem Scheiterhaufen, um uns das Leben zu retten. Unaufhörlich versuchte die Kirche, uns zu finden. Und jetzt, so hoffte meine Mutter, sind wenigstens ihre Kinder in Sicherheit.


    Am Hafen angekommen staunte ich nicht schlecht: Ich war noch nie auf einem Luftschiff. Es hat mich schon immer fasziniert, was sich wohl in diesen riesigen weißen Ballons befinden würde, was die Schiffe in der Luft hält. „Vorwärts ihr Blagen! Oder bleibt ihr hier? So seht ihr zumindest mal aus.“ Reiche Leute sind unhöflich. Mein Bruder wollte gerade was sagen, ich hielt ihn zurück. Wir drehten uns um und bestiegen das Schiff. Verachtende Blicke fingen wir uns von den betuchten Passagieren ein. Wir ließen uns nicht stören und genossen die Aussicht.


    Gedankenversunken sah ich aus dem Fenster. Mein Vater vererbte mir eine Fähigkeit. Zu Lebzeiten war er Meister der Flammen. Je nachdem, welche Augenfarbe eine Person hat, ändert sich auch die Farbe der Flamme, die man herbeirufen kann. Bei mir ist es grün. Mein Vater konnte blaue Flammen erzeugen. Irgendwann dachte ich soviel nach, dass ich einschlief. Lang habe ich allerdings nicht geschlafen.


    Ein Bediensteter vom Schiff versuchte, die aufgebrachten Passagiere zu beruhigen, es wäre nur ein Gewitter. Ich sah schlaftrunken aus dem Fenster und entdeckte etwas merkwürdiges. Die Blitze waren nicht wie sonst weiß, sondern hatten einen grünen Schimmer. Irgendwie fühlte ich mich wohl dabei, dass sie die Farbe meiner Flammen hatten. Ich lächelte und drehte mich zu meinem Bruder. Er war nicht mehr da. Sofort war ich hellwach und suchte, die panische Menge ignorierend, das Schiff ab. Ich rief, bekam aber keine Antwort.


    Alles bewegte sich, das Schiff schwankte in der Luft. Die Panik auf dem Schiff und auch mittlerweile unter der Besatzung erreichten einen immer höheren Pegel. Wo war mein Bruder? „MOCO! Wo bist du?“ Eine vertraute Stimme. Ich drehte mich um, sah aber niemanden. Das Gewitter wurde immer Schlimmer und langsam nahm das Schiff erheblichen Schaden. Bodendielen verschoben sich und brachen auseinander. Möbel flogen herum. Wände gaben nach. Auf einmal sah ich meinen Bruder, und er mich. „Moco, ich hab solche angst!“ weinte mein Bruder. „Es ist okay, bleib genau da stehen!“ „Aber ich fühle mich bei dir sich-“ Der eine Schritt war ein Schritt zu viel. Er übersah das riesige Loch zwischen uns im Boden und fiel. Mein erster Impuls war, hinterher zu springen. Doch ich traute mich nicht. Ich entfernte mich vom Loch. Es dauerte einen Moment, um zu realisieren, dass mein Bruder nicht mehr da war. Ich dachte an meine Mutter und fing an zu weinen. Wir sollten doch auf uns aufpassen...


    „Was hat das zu bedeuten, Junge? Warum brennen deine Tränen grün?“ Ich sah den Adligen an, der mir diese Frage stellte. Ich wusste keine Antwort. „Die Blitze sind grün, sie kommen sicherlich von ihm. Hexerei!“ Ich bemerkte, dass sie sich mir von allen Seiten näherten und die einzige Lösung darin sahen, mich zu töten. So sprang ich. Da wir uns über dem Meer befanden, überlebte ich irgendwie. Ich hatte keine Kraft mehr, schaffte es aber trotzdem irgendwie an ein Ufer. Es dauerte, bis ich aufstehen konnte. Merkwürdig, dachte ich, schwarzer Sand. War ich etwa schon im Norden? Ist hier mein Onkel? Hat mein Bruder überlebt?


    Mit aller Kraft richtete ich mich auf und zog mich an einer Wand hoch. So lief ich los und Suchte. Nach Zivilisation oder anderen Anzeichen humaner Bevölkerung. Es war wie in einem Traum, alles so verschwommen, so... surreal. Dies dachte ich, als sich der Boden... Türkis färbte? Ich lehnte mich an einen Baum. „Sieh mal, Brüderchen. Türkis ist doch deine Lieblingsfarbe.“ Ein Rinnsal aus Tränen lief über mein Gesicht. Ich brach zusammen.


    Fortsetzung im Beitrag "Türkiser Boden"

  • Araya - Großprojekt


    Hallo zusammen, heute möchte ich euch gerne mein Großprojekt Araya Vorstellen. Mein Gebiet ist der erste Sumpf südöstlich vom Spawn.


    northdeer.eu/index.php?attachment/54/


    Dies ist der Grundriss des Sumpfes.



    Der ganze Sumpf wird in 7 Bereiche unterteilt:


    Die Hauptstadt (Zufluchtsort für Reisende, mein Regierungssitz)

    Die Handelsstraße (Großer Marktplatz)

    Die Wildnis (keine Bauwerke, Lebensraum für friedlich lebende Tiere)

    Die Zufluchtsstadt (für Reisende aus dem kalten Süden oder der Wildnis leichter zu erreichen als die Hauptstadt)

    Nordwald (Großteil des Wassers wird mit Erde aufgeschüttet und es entsteht ein dichter Wald, Dungeon in Planung)

    Agrar-Landschaft (ausschließlich zur Gewinnung landwirtschaftlicher Güter)

    Bauernsiedlung und Lager für die Erzeugnisse aus der Agrar-Landschaft


    Soviel zur geografischen Einteilung von Araya, Fortsetzungen der Lore folgen zeitnah.

  • Türkiser Boden


    Alles war so weich und warm. Ein Gefühl des Wohlseins überkam mich. Ein Gefühl, welches ich vorher noch nie verspürte. Und doch war ich verunsichert. Ich öffnete die Augen und sah an eine... Stoffdecke? Ich richtete mich auf und sah mich um. Mein Standort stellte sich als ein Schlafzimmer heraus, die Stoffdecke war lediglich Bestandteil des Himmelbetts, worin ich mich befand. Und diese Einrichtung... merkwürdig. An den Pfosten des Bettes wuchsen Türkise ranken hoch und ergänzten so die Optik seltsam geschmackvoll. Mein Blick wanderte weiter und blieb an einer Schale auf dem Nachttisch hängen, in der mir unbekannte Früchte lagen. An einer Wand hing ein riesiges Gemälde von einem Mädchen. Erst jetzt wanderte mein Blick auch Richtung Tür, vor der sich Wachen befanden, mit Hellebarden ausgerüstet.


    Als ich mich akklimatisiert glaubte, quälte ich mich an den Rand des Bettes und stand auf. Die Wachen regten sich nach wie vor nicht. Und wieder spukten die selben Fragen in meinem Kopf rum: Wo bin ich? Wo ist mein Bruder? Ob meine Mutter noch lebt?


    Als ich aus dem einzigen Fenster des Raumes sah, präsentierte sich mir ein skurriles aber wunderschönes Landschaftsbild. Auf dem Boden... türkiser Rasen? Und was ist das da hinten? Etwa ein Turm? Ein Schrein oder Altar? Ein Pavillon? Immer noch erstaunt von dem Landschaftsbild bewegte ich mich dennoch Richtung Tür. Diese öffnete sich plötzlich und es stand ein Mädchen vor mir, etwa 20 Zentimeter kleiner als ich. Sofort erkannte ich, dass es sich um das Mädchen vom Gemälde an der Wand handeln muss. Weil ich nicht genau wusste, was ich tun sollte, ergriff ich das Wort. "Hey, wo bin ich? Wer bist du? Was ist das alles hier?" Erst jetzt fallen mir die purpurnen Augen des Mädchens auf und kratzte mich vor Verwunderung am Kopf. Und wieder merkte ich eine kleine grüne Flamme an meinem Zeigefinger.


    "Sei gegrüßt, Fremder. Und bitte brenn das Schloss nicht ab." sagte das Mädchen. "Mein Name ist Nexi und ich habe dich schlafend und verwundet in einem meiner Häuser gefunden. Ich zuckte zusammen und klatschte wie wild auf meinem Zeigefinger rum, damit die Flamme ausgeht. "Eh, hallo Nexi... Ich heiße Moco und war auf einem Luftschiff, eigentlich..." "Naja scheinbar hast du den Wasserweg genommen... Schön, dich kennenzulernen. Du kannst dich erstmal erholen und genesen und dann sehen wir weiter." "Ja, danke. Kann ich auch den Raum verlassen und mir die Beine vertreten?" "Natürlich, meine Wachen habe ich hier nur aufgestellt, damit du nicht gehst, bis ich mich dir vorstellen konnte. Sieh dich gerne um, dir steht es frei, hinzugehen wo du magst. Aber es gibt einige Korridore, die dir schaden könnten." "Schaden? Am besten, du führst mich rum, so verhindern wir am besten, dass ich diese Korridore betrete." "Klingt nach einer Tollen Idee, das wird spaßig!" Nexi packte meinen Arm und zog mich förmlich aus dem Raus raus, so sehr freute sie sich darüber, jemanden rumführen zu dürfen.


    "Du, Nexi?" "Was gibt's, Moco?" "Mir ist direkt aufgefallen was es hier in der Gegend für eine interessante Fauna gibt. Was ist das für ein Ort?" "Ach ja, habe ich dir ja noch gar nicht gesagt, ups. Wir befinden uns hier in Lunaris, dessen Herrscherin ich bin. Und bevor du dich fragst, warum ich noch so klein und Jung aussehe: Ich bin eine Wirrelfe und eigentlich 113 Jahre alt. Wir wachsen nur sehr langsam, bis wir an den Punkt ankommen, wo wir gar nicht mehr wachsen. Und wir altern auch nicht." "Oh, das würde auch die spitzen Ohren erklären... hab mich schon gewund- au!" Nexi stach mir etwas beleidigt in die Seite. "Immer das selbe... Alle sehen immer zuerst meine Ohren... aber nicht schlimm, passiert jedem mal, haha."


    Nexi führt mich weiter rum und irgendwann kommen wir an diesem Gebäude an, welches ich bereits im Schlafzimmer aus dem Fenster entdeckt habe. Diese Gelegenheit nutze ich. "Was ist das hier für ein Gebäude? Es sieht sonderbar und imposant aus. Mir gefallen die Farben." "Freut mich, dass du fragst. Das hier ist der Dreh- und Angelpunkt von Lunaris. In der Mitte befindet sich ein Buch, womit man auf wundersame Weise zwischen Welten und Städten reisen kann. Ich selbst nutze es kaum, aber oft kamen Händler und Reisende vorbei. In letzter Zeit auch nicht mehr so viel. Da fällt mir gerade ein... die Flamme an deiner Hand vorhin... bist du ein Magier?" "Lustig, dass du fragst. Nein, ich bin kein Magier, aber mein Vater war einer. Er vererbte mir seine Kräfte. Nur habe ich diese noch lange nicht alle entdeckt und alles was ich bisher kann ist, unkontrolliert Flammen an meinen Händen zu erzeugen. Das passiert meistens, wenn ich Gefühle jeglicher Art zeige. Freude, Wut, Trauer..." "Klingt schwierig... aber ich will dich nicht runterziehen, sonst fackelst du hier alles ab!" Wir lachten beide und kehrten zum Schloss zurück.


    Wir verbrachten einen schönen Abend, erzählten uns Geschichten und lachten viel. Sie erfuhr, wo ich genau herkam, wo ich hin wollte und dass ich, als ich 5 war, versehentlich ein Buch meines Vaters mit Zauberformeln verbrannt habe und er mich daraufhin über den ganzen Acker gejagt hat. Von Nexi erfuhr ich, dass Wirrelfen eigentlich nicht in dieser Welt, sondern in einer anderen Dimension wohnten, und sie hier durch eine "lange Geschichte", wie sie es nannte, herkam. Irgendwann wurden wir beide müde und beschlossen, schlafen zu gehen.


    Am nächsten Morgen war ich früh wach, hatte ich doch das Ziel, weiter zu ziehen, um meinen Onkel zu finden. "Wo willst du hin?" fragte mich Nexi, als sie sah, dass ich im Begriff war, das Schloss zu verlassen. "Ich habe es dir nicht gesagt. Aber ich bin auf einer Reise. Ich muss meinen Onkel finden. Nicht nur, dass ich ihm liebe Grüße von meiner Mutter bestellen soll. Er ist auch meine einzige Chance, meinen Bruder wieder zu finden. Dennoch..." Ich komme auf Nexi zu und umarme sie kurz. "... hat es mich sehr gefreut, deine Bekanntschaft zu machen. Danke, dass du mir alles gezeigt hast, und deine Fürsorge und Gastfreundschaft werde ich nie vergessen." Nun ergriff auch Nexi das Wort: "Wenn du gehen musst, werde ich dich wohl kaum aufhalten können... es war echt schön mit dir. Du wirst hier immer Willkommen sein. Ach ja, und..." Nexi kommt nun auf mich zu und greift mir an den Kopf. Ich weiche verunsichert zurück. Sie greift mir an mein rechtes Ohr und faltet es oben spitz. "... wie ich finde, stehen dir Elfenohren gar nicht schlecht." Ich lächelte und verließ das Schloss und begab mich weiter Richtung Norden, das Schloss und Nexi hinter mir lassend.


    Immer noch war ich überfragt, wohin...


    Fortsetzung folgt...


  • ... Onkel?


    Die grellen Strahlen der Sonne waren es, die mich weckten. Ich fand in einer kleinen Höhle mit großer Öffnung Schutz vor dem Gewitter vom Vorabend. Ich wusste, ich musste weitergehen, als ich merkte, dass sich der Boden, auf dem ich ging, langsam veränderte zu einem befestigten weg. Kurze Zeit darauf kamen mir Planwagen und Bauern entgegen, hin und wieder auch mal Hunde und Katzen. Ich witterte die Gelegenheit, an etwas zum essen zu kommen und folgte weiter dem Weg. Nach einer gewissen Zeit stieß ich auf ein kleineres Haus am Wegrand, und da ich immer noch nicht wusste, in welche Richtung ich gehen muss, um zu meinem Onkel zu kommen, klopfte ich an. Beim Klopfen gab die Tür nach und öffnete sich.


    Ich betrat das Haus, um einen alten Mann vorzufinden, der zu diesem Zeitpunkt am Tisch saß und Kartoffeln schälte. Er bemerkte mich im Augenwinkel und ergriff das Wort. "Hm, ich bekomme sonst nie Besucher. Du siehst erschöpft aus." Ich antwortete: "Da hast du Recht. seit Tagen schon bin ich unterwegs, auf der Suche nach meinem Onkel. ich komme aus dem warmen Süden und musste fliehen." "Hört hört. Bitte, setz dich doch, ich mache dir etwas zu essen, und dann erzählst du mir, vor was du geflohen bist." Ich erzählte ihm alles bis ins Detail, von meiner Familie, bis hin zum Tod meines Vaters, dem Unglück auf dem Luftschiff, meinem verlorenen Bruder... "Das zu hören betrübt mich. Du scheinst echt eine schwierige Zeit gehabt zu haben. Wer ist dein Onkel, nach dem du suchst?" "Ich kannte ihn nie persönlich, er ist der Bruder meines Vaters. Ich sollte mit dem Luftschiff in ein Gebiet fahren, über das er zu herrschen scheint. Nur sagt mir der Name dieses Gebietes nicht viel." Ich suchte an mir nach der Fahrkarte und finde sie. "Araya... ein echt seltsamer Name..." sagte ich. Der alte Mann zuckte kurz zusammen, als er das hörte und sah mich mit großen Augen an. "A-aber... dein Onkel ist doch wohl nicht der Herrscher von Araya, oder? Er hat mir damals so viel geholfen, mir das Leben gerettet, mir dieses Haus geschenkt... Es tut mir leid, dass du das von mir erfahren musst, zudem in dieser Situation... Dein Onkel starb bereits vor zwei Jahren infolge einer aggressiven Erkrankung. Seither leben wir in Armut, die einzige Lebensquelle ist die Landwirtschaft, und selbst unsere Bauern werden andauernd von umlegenden Dörfern überfallen und um den Ertrag des Feldes gebracht." Ich saß kurz da und starrte in die Leere. Mein Onkel ist tot? Ich wollte es erst nicht glauben, sah dann aber im Gesicht des Mannes den Kummer, als er das erzählte.


    Bevor ich das Wort ergreifen konnte, sprudelte es weiter aus ihm heraus. "Wir müssen dich sofort zum Schloss bringen! Es wird derzeit von den Hofbeamten deines Onkels vor Plünderern beschützt, in der Hoffnung, dass eines Tages der Nachfolger kommt, um uns aus dieser Misere zu retten." Jetzt verstand ich gar nichts mehr. "Moment, weil mein Onkel tot ist, soll ich jetzt über ein komplettes Gebiet regieren? Wie kannst du so etwas von mir verlangen, wo wir uns doch erst seit do kurzer Zeit kennen?" "Ich verlange es nicht von dir. Ich bitte dich nur drum, mir zu folgen und dir anzusehen, wie Araya untergeht, seitdem dein Onkel tot ist. Seit zwei Jahren bereits wartet die Bevölkerung Arayas auf einen geeigneten Nachfolger. Es heißt, dein Onkel hätte auf dem Sterbebett verfügt, dass sein Nachfolger vom eigenen Stammbaum sein soll. Nun bist du da. Ich glaube daran, dass du unsere herbeigesehnte Erlösung bist." Mir hat es die Sprache verschlagen, kein Wort brachte ich raus.


    Als ich mich wieder gefangen habe, antwortete ich nur leise: "In Ordnung, bringe mich zu eurem Schloss." "Alles klar, lass uns keine Zeit verlieren." Wir stiegen auf einen Planwagen und der alte Mann trieb sein Pferd an. Inzwischen schlief ich, um mich von der Last der letzten Tage zu erholen. Irgendwann hat mich der alte Mann aufgeweckt mit den Worten "Wir sind da." Neugierig bewegte ich mich nach vorne, um sehen zu können. Ich staunte nicht schlecht. "Moment mal. Du willst mir doch nicht erzählen, dass das da oben das Schloss ist? Das schwebt ja!" "Du hast recht, das da ist das Schloss. Du musst wissen, dein Onkel war zu Lebzeiten einer der größten Magier des Nordens, und noch heute schwebt das Schloss. Wir können es nur durch dieses Tor da vorn erreichen." "In Ordnung, gehen wir."


    Wir bewegten uns auf das Tor zu, vor dem eine Wache zu stehen schien. Die Wache versteinerte, als sie mich sah. "D-du... diese Flamme... kann das sein?" Ich verstand die Wache nicht, und bevor ich fragen konnte, redete sie weiter. "Ich öffne dir sofort das Tor, bitte betritt das Schloss." Ich musterte noch die Wache eine Zeit lang, ging dann aber durch das Tor. Ich drehte mich noch mal zu dem alten Mann um und winkte ihm. Er winkte zurück.


    Als ich oben ankam, erwartete mich bereits der gesamte Hofstaat. Ich betrat den Raum, der sich als Thronsaal herausstellte. Ein Hofbeamter sprang auf und sagte: "Nach zwei Jahren ununterbrochenen Wartens ist es heute endlich soweit. Seht, er hat eine grüne Flamme an der linken Hand. Unverkennbar ist das das Merkmal, dass er zur Blutlinie des Königs gehört. "Seid gegrüßt." Ich verbeuge mich. "Mein Name ist Moco, ich komme aus dem entfernten Süden weil ich fliehen musste. Meine Mutter sagte mir, ich sei bei meinem Onkel sicher. Nun erfuhr ich, dass mein Onkel gestorben ist." "Das ist wahr. zwei Jahre ist es nun her, dass es unserem Land gutging. Nun bist du, sein Neffe und damit Mitglied seines Stammbaumes, angekommen. Es liegt in deiner Verantwortung, über dieses Gebiet zu herrschen und uns aus dieser Misere zu befreien. Das war es, was dein Onkel, der ehemalige König und Magier von Araya, auf dem Sterbebett verfügte."


    Wieder brauchte ich etwas Zeit, mich zu sammeln. Dann sagte ich: "Ich habe mich entschieden. Ich werde diese großen Aufgabe und damit verbundene Verantwortung annehmen." Ich konnte den Hofbeamten die Erleichterung ansehen, sie feierten geradezu.


    Monate vergingen, und ich schmiedete Pläne, das Reich Araya wieder auszubalancieren und aufleben zu lassen. Eine befestigte Hauptstadt, Handelsstraßen, auch ein Naturschutzgebiet sollte es geben. Es sollte allen Menschen wieder gut gehen. Meine Mutter legte mir immer die Wichtigkeit ans Herz, für Menschen zu sorgen und für sie eine bessere Welt zu schaffen. Dies konnte ich nun zum ersten Mal in die Tat umsetzen.


    - Ende -

  • ChemFlix

    Added the Label Info
  • Epilog


    "Herr Moco! Herr Moco! Schnell" schallte es aus dem Gang, welcher in den Thronsaal führte, ich erhob meinen Blick und sah neugierig durch die halboffene, schwere Schwarzeichentür. Es war die Stimme meines engsten vertrauten Beraters, Asa. "Seit fast einem Jahr sage ich dir schon, du sollst mich nur Moco nennen, Asa." rief ich amüsiert. Asa betrat recht forsch den Thronsaal und strauchelte wie so oft über den langen, dunkelgrünen Teppich. An der Stelle hob sich schon der Teppichrand von den vielen Malen. "Richtig, richtig... Moco. Warum gehen wir nicht eine Runde spazieren? Du hast heute noch kaum die Sonne gesehen..." bemerkte er, nicht ohne seinen Blick in Richtung der schweren, zugezogenen Vorhänge des Thronsaals schweifen zu lassen. Ich mag Asa, von mir bekam er den Auftrag, drauf aufzupassen, dass ich nicht zu sehr in Arbeit versinke und mir auch mal gutes tue. "Du hast vollkommen Recht, Asa." Ich stand auf, streckte mich und begleitete ihn aus dem Thronsaal, nach draußen in den Schlossgarten.


    Nach einem tiefen Atemzug bemerkte ich wieder, warum ich heute noch nicht draußen war und musste niesen. "Ach stimmt ja, entschuldige Moco. Die Gräser fordern mal wieder ihren Tribut, nicht wahr?" "Ja, ich habe es selbst vergessen, letzte Woche war es noch nicht so schlimm..." antwortete ich. "Es ist echt ein schöner Gedanke." "Was denn?" fragte Asa. "Vor fast einem Jahr bin ich hier angekommen, trat in die Fußstapfen meines Onkels, und nun geht es Araya schon so viel besser! Alle sind so lieb zu mir und ich habe viele Freunde gefunden." "Das stimmt Moco! Du tust unserem Land wirklich einen großen Gefallen mit deiner Anwesenheit. Aber warum klingst du denn so traurig?" fragte Asa. Es hätte auch meine Allergie sein können, doch er kannte mich mittlerweile gut genug, dass er unterscheiden konnte, wann ich nur krank oder wirklich traurig war. "Ich dachte gerade an meine Familie, meine Mutter und meinen Bruder... Noch immer frage ich mich, ob sie am Leben sind, bisher gab es kein Lebenszeichen, nicht mal einen Brief..." Asa legte seine Hand auf meine Schulter. "Es tut mir Leid, dass du so viel durchmachen musstest, Moco. Wo auch immer sie gerade sind, sie sind sicherlich über alle Maße stolz auf dich! Du tust hier, was deine Mutter dich gelehrt hat: Menschen zu helfen und die Welt zu verbessern!" Ich lächelte erleichtert. "Du hast recht, Asa. Und ich freue mich, dass ich hier in Araya meine Lehren anwenden kann!" Ich umarmte Asa fest, er erwiderte es.


    Wir gingen wieder ins Schloss, nach ein Paar Schritten blieb Asa stehen. Ich drehte mich zu ihm um. "Stimmt etwas nicht?" Asa erwiderte "Du sagtest doch eben, dass du nun schon fast ein Jahr hier bist. Mist, wie konnte ich das nur vergessen! Ich muss einiges vorbereiten!" Asa flitzte davon und ließ mich mit fragendem Blick zurück. Abends kam er zu mir zurück in den Thronsaal, nicht ohne wieder am Teppich hängen zu bleiben. "Hallo Moco! Es tut mir leid, dass ich vorhin einfach verschwunden bin. Es gibt da noch etwas, was du noch nicht weißt. Einen weiteren Punkt im Testament deines Onkels. Er möchte, dass du etwas erhältst, sobald du ein Jahr über Araya geherrscht hast." Neugierig beugte ich mich aus meinem Sessel vor. "Wovon redest du da, Asa? Ich habe das Testament doch selbst gelesen." Schüchtern holte Asa ein Blatt Papier aus seiner Jackentasche. Ich nieste, wurde doch gerade der Thronsaal gelüftet. "Nun, das war nicht das ganze Testament. Dein Onkel wollte, dass du dies zu festgelegter Zeit erfährst." Er reichte mir den Zettel. Mein Onkel schrieb vor seinem Tod genau einen Satz drauf. "Ein Schwert?" fragte ich neugierig. "Genau, ein Kleinod. Ein Symbol deines Regiments. Es wird an dich vermacht, weil du dich in den Augen deines Onkels als würdig erwiesen hast." Ich brachte kein Wort raus. Nun sollte ich also tatsächlich für meine Taten in Araya geehrt werden?!


    In diesem Moment betraten zwei weitere Männer den Saal, einer hielt eine lange Holzschachtel unter dem linken Arm. "Ihr Onkel war ein einfacher Mann, Herr Moco. Gleichzeitig war er aber auch ein begnadeter Waffenschmied, das war seine liebste Freizeitbeschäftigung. Er wollte, dass Sie das hier erhalten, als seine Anerkennung für Ihre zukünftigen Taten. Nun ist die Zeit gekommen." Vorsichtig reichte er mir die Holzschachtel. Als ich sie öffnete, erblickte ich einen Zweihänder. Noch nie habe ich so ein schönes Schwert gesehen. Am Griffende befand sich ein rund geschliffener Smaragd, der Griff selbst aus dunklem Holz, mit eingearbeitetem, filigranem Gold. Mir war unwohl, es in der Hand zu halten, also legte ich es auf ein Kissen neben mir. "Das hier ist das Vermächtnis deines Onkels, Moco. Ist es nicht schön?" "Es ist wunderschön, Asa! Ich wusste gar nicht, dass mein Onkel zu so etwas imstande war!" "Dein Onkel war ein großer Herrscher, aber gleichzeitig ein sehr bescheidener Mann. Er gab nicht oft Dinge von sich Preis, aber wenn er es tat, dann waren es bewundernswerte Eigenschaften." "In der Tat..." antwortete ich, immer noch überwältigt...